Nick Cave & The Bad Seeds – Distant Sky: Live in Copenhagen
Auf seiner umjubelten Tour zum 2016er Meisterstück Skeleton Tree ließen Nick Cave und seine Bad Seeds den Auftritt in Kopenhagen 2017 mitschneiden, um ihn am 12. April des darauffolgenden Jahres als exklusives Kinoerlebnis zu präsentieren. Vier Songs aus dem Konzertfilm Distant Sky erscheinen nun auf limitierten Vinyl-Tonträger sowie als Download.
An der rein musikalischen Darbietung gibt es letztendlich erwartungsgemäß wenig auszusetzen – die versammelten 29 Minuten geben einen ziemlich guten Eindruck davon, mit welch messianischer Intensität Nick Cave und seine Band selbst die größten Hallen in intime Ausnahmezustände versetzen: Jubilee Street von der Push the Sky Away (unsere Platte des Jahres 2013) transformiert sich irgendwann von der ätherischen Meditation zur gelöst nach vorne rockenden Abfahrt und das Monster From Her to Eternity ist eine gegen den Strich gebürsteter Noiserock-Messe als chaotische Katharsis, die die Bad Seeds auch nach all den Jahren noch so unfassbar angriffslustig und unberechenbar zeigt.
Das berührende Distant Sky operiert mit einem Auftritt der dänischen Sopranistin Else Torp dagegen weit jenseits der emotionalen Schmerzgrenze, geht mit seiner filigranen Ruhe und Zärtlichkeit aufwühlend unter die Haut, bevor The Mercy Seat ein bisschen zu sehr nach Pflichtprogramm klingt, weil man die Nummer live und auf Mitschnitten (etwa dem großen [amazon_link id=“B000026ZLO“ target=“_blank“ ]Live Seeds[/amazon_link]) schon soviel elektrifizierender, rauschhafter, spannungsgeladener und manischer getriebener gehört hat.
Was dann auch zu den vielen kleinen wie großen Kritikpunkten führt, die das Gesamtbild von Distant Sky: Live in Copenhagen merklich trüben.
Nur vier Songs der an sich ausführlichen Setlist zu veröffentlichen ist quantitativ unnötig. Gerade auch beim Konsum wirkt das ausschnitthafte Stückwerk durch das willkürliche, zumindest nicht unbedingt schlüssige Zusammenwürfeln auf- und abbrandender Songs abseits der ursprünglichen Chronologie des Auftritts am 20. Oktober 2017 in der Royal Arena schlichtweg frustrierend.
Auch die Auswahl der Stücke irritiert. Statt den Fokus auf die neuen Nummern von Skeleton Tree zu legen, präsentiert Distant Sky: Live in Copenhagen drei Songs, die bereits des Öfteren auf Livedokumenten zu finden waren und deswegen auch abseits ihrer Klassikerstatus eines gewissen Mehrwertes entbehren.
Dazu kommt, dass etwaige qualitative Mängel der Vinylversion offenbar kein subjektiver Einzelfall sind, sondern auch entsprechenden Reviews nach (etwa von Amazon bis Discogs) scheinbar durch die gesamte Pressung vertreten zu sein scheinen, was den stolzen Preis der EP selbst für hartgesottene Kompletisten (also: die Zielgruppe der Veröffentlichung) ein wenig zu hoch ansiedelt. Dass dieses Kurzformat beim vielerorts in Aussicht gestellten Erscheinen einer Blu Ray Version des Konzertfilms Distant Sky – Nick Cave & The Bad Seeds Live In Copenhagen noch obsoleter werden würde, ist deswegen die eine Sache – dass eine entsprechende Veröffentlichung nach diesem halbgaren Bastard aus süchtig entlassendem Teaser und ärgerlichen Sammler-Unfall eine tolle Option wäre die andere. Gerade nach einer tollen Konservierung wie Live from KCRW ist Distant Sky: Live in Copenhagen deswegen eine (zumindest in der Vinylversion) nur sehr bedingt zu empfehlenswerte Enttäuschung voller fantastischer Musik.
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