New Radicals – Lost Stars / Murder on the Dancefloor
Es gibt leider kein Comeback der New Radicals, doch Gregg Alexander will zumindest seinen Beitrag zur Präsidentschaftswahl in den USA leisten. Deswegen spendiert er Kamala Harris‘ Gatten Doug Emhoff seine Versionen der beiden Hits Lost Stars und Murder on the Dancefloor.
Keine Frage: Hätte Gregg Alexander alle von ihm geschriebenen Songs mit seiner Band oder unter eigenem Namen veröffentlicht, anstatt sich nach dem brillanten Maybe You’ll Be Brainwashed Too in den Songwriter-Hintergrund zurückzuziehen, würde er durch eine ganze Stafette an Hits auch in der Wahrnehmung der breiten Masse als veritables Genie gelten.
Dass der Mann im popkulturellen Gedächtnis tatsächlich jedoch nicht nur durch You Get What You Give seine Spuren hinterlassen hat, ist spätestens seit Saltburn wieder ein bisschen weiter in der Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt – und diesen Umstand nutzt Alexander nun, um der Kandidatur von Kamala Harris unter die Arme zu greifen und legt ein paar Monate nach einem kurzen Demo-Ausschnitt von Murder on the Dancefloor (der in etwa zeigte, wie die Nummer als Debüt-Single der New Radicals geklungen hätte) die vollwertige Umsetzung des Songs vor.
Dass jede andere Version gegen die ikonische Darbietung von Sophie Ellis-Bextors Smasher verblassen muss, versteht sich eigentlich von selbst. Insofern bietet die nasal-hibbelig in Synth-Eigenregie (nahe an seinen Prä-New Radicals-Soloplatten gehalten) gebastelte Ansatz von Murder in the Dancefloor in dieser Proto-Variante anstelle der bekannten eleganten Disco-Grandezza eine interessante 90er-Perspektive, wenn die unmodernen Beats pluckern, das Lounge-Klavier klimpert, die Gitarren funky sein wollen und die Streicher stakkatohaft aus dem Keyboard kommen, derweil der gesangliche Ansatz ein komplett anderer ist.
Und spätestens nach dem dritten Durchgang ist der irritierende Beigeschmack verschwunden, den der unabdingbare Vergleich zwischen dem im kollektiven Gedächtnis eingebrannten Evergreen und dem Original zwangsläufig erzeugt. Ein toller Song ist auch in seiner weniger grandiosen Darstellung ein toller Song.
Ähnlich verhält es sich bei Lost Stars, das man von Maroon 5-Sänger Adam Levine von V oder Begin Again kennt. Gregg Alexander muss sich in seiner Darbietung stimmlich verbiegen (weil die Nummer doch ein wenig außerhalb seiner Komfortzone geschrieben ist – was durchaus einen kauzigen Reiz hat), bleibt aber sonst relativ nahe an dem von von der zurückhaltenden Ballade an der Gitarre zum großen, opulenten Finale wachsenden Rocknummer voller Pathos und romantischer Schönheit.
Dass Alexander und seine New Radicals-Partnerin Danielle Brisebois ihre Band reaktivieren könnten, bleibt so zwar ein weiterhin unerfüllter Wunschtraum – die Hoffnung, dass man irgendwann zumindest die offiziellen New Radicals-Versionen bekannter Hits serviert bekommen könnte, wächst durch diese zwei Appetithappen entlang der typischen Trademarks (wie Handclaps und einer positiven Stimmung im Upbeat) allerdings.
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