Neolithic & Martyrdöd – Split
Fun Fact: Zum Abschluss des Jahres 2016 haben uns seinerzeit sowohl Mikael Kjellman als auch Mitch Roemer ihre damaligen Lieblingsplatten verraten. Irgendwo passend also, dass sich die beiden nun mit ihren aktuellen Bands – der altgedienten Schwedenmacht Martyrdöd sowie der hier ihre Jungfernsprengladung zündenden Neolithic – eine Split auf Deep Six Records. Da kann wenig schief gehen.
Beginnen wir bei den Newcomern Neolithic. Nach dem vergangenen Jahr verkündeten Ende von Old Lines (die ja mit الشعب يريد إسقاط النظام, No Child Left Behind und To Build a Fire eine verdammt ordentliche Discografie hinterließen) hat Mitch Roemer schon wieder eine neue Band aus Baltimore-Routiniers um sich gescharrt. Neben dem Ex-Pulling Teeth-Hexer besteht Neolithic aus dem Putrisect-Doppel Evan Harting (Gesang) und Matt Mutolo (Bass), Drummer Jon John Michaud (Ex-Swarm Of The Lotus) sowie Zweitgitarrist Dustin Thornton (Ex-Ruiner).
Wo Szene-Kenner alleine ob der Besetzung schon dezent mit der Zunge schnalzen, nimmt das Quintett dann in der Vorstellungsrunde auch keine Gefangenen. Das brutale Inner Adversary kotzt sich zu hämmernden Riffs und massiven Rhythmen von der ersten Sekunde den Hass aus dem schwarzen Herzen, tackert Death Metal, Crust und Hardcore zu einer wendigen Melange aus tieftönender Aggression, in der sich Dynamiken und Tempi in nicht einmal vier Minuten immer wieder gekonnt giftig und dissonant verschieben.
Die Erwartungshaltungen für die im April folgende Cult of Ignorance EP sind durch diesen rauen Mahlstrom von einem starken Einstand jedenfalls noch einmal nach oben getrieben worden.
Stichwort Erwartungshaltung: Auf der anderen Seite der Split stehen die Schlächter von Martyrdöd, die die Latte für ihr noch 2018 erscheinen sollendes siebentes Studioalbum mit War of World auch ordentlich hochlegen.
Etwas roher und räudiger als auf dem famosen 2016er-Werk List brettern die Schweden fünf Minuten lang als adäquate Ergänzung zu Neolithic wieder eher hin Richtung (ihres bisher eventuell als Zenit anzusehenden) Elddop, zerfleischen sich an ihrem klassischen Sound rund um D-Beat-Gemetzel und Crust-Wahnsinn, und drehen nicht zu ausgefuchts aber extrem energiegeladen am Rad: Martyrdöd randalieren mit heiserer Wut über ihr am Metal geschultes Melodieverständnis mit hymnischen Unterton, Nitro-Einspritzung in der Geschwindigkeit und herrlich exzessiver Gitarrenarbeit, die wieder vogelfrei gniedelt – eine unheimlich infektiöses, beinahe punkiges Druckventil auf der Überholspur, zu dem man die eigenen vier Wände als Selbstverständlichkeit zerlegt.
Dass Martyrdöd dabei natürlich eine doch charakteristischere und für mehr Alleinstellungsmerkmale sorgende Soundästhetik vorweisen, als es Neolithic zum jetzigen Zeitpunkt können, spricht dabei eher für die Schweden, als gegen die US-Amerikaner. Neu erfunden wird der Genre-Schlachtplan hier in beiden Fällen nicht, doch schmälert das die kompositionellen und performancetechnisch mitreißenden Qualitäten einer enorm hungrig nach vorne stürmenden EP keinesfalls. Death’n’Crust-Fans greifen also bedingungslos zu.
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