Natt – Natt

von am 30. Januar 2023 in Album

Natt – Natt

Zu den gefühlt unzähligen und abertausenden Bands da draußen, die sich bereits Natt nennen, gesellt sich nun mit seinem selbstbetitelten Debüt auch eine Post Metal Projekt aus Bergen in Norwegen. Das geht mindestens okay!

Während man persönlich bei der Titelgebung subjektiv zuerst an das gleichnamige, Ulver-prägende Album von Thule denken muß, sorgt hier nun primär das wunderbare Artwork von Nicholas O’Leary für die nötige Aufmerksamkeit, während die Substanz unter der Verpackung mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hat.
Entlang der Führung der beiden tonangebenden Songwriter René Misje (Krakow, Trust Us), der bei Natt für Gitarren, Bass, Piano und Synthesizer verantwortlich zeichnet, sowie Synthesizer-Mann Roy Ole Førland (Lindy-Fay Hella, Kari Rueslåtten, Malignant Eternal), das von Bassist Lord Bård und Enslaved-Schlagwerker (respektive Produzent) Iver Sandøy (Drums, Percussion) zumindest in den Studio Sessions ergänzt wird – gerät zumindest der Einstieg in den praktizierten instrumentalen Eklektizismus ernüchternd unterwältigend.

Skillevei zelebriert geduldig mit monolithischen Absichten progressiv gemeinte, aber mäandernd wandernde Doom-Riff-Kaskaden, über die sich ätherisch im retrofuturistischen Neonlicht Synth-Nebel in einem seltsamen Niemandsland rekeln: die Performance bleibt unverbindlich, wenn die Gitarren im postrockig strukturoffenen Gelände nicht malmen wollen, die Tasteninstrumente auch mehr als Arrangements werden sollen, allerdings nicht ins Songwriting eingreifen und als ausschmückendes atmosphärisches Element eher schlecht als recht transzendieren, weil sich die Präsenz unverbindlich und seltsam distanziert auf den texturierenden Aspekt konzentriert.
Inszenatorisch ist das Zusammenspiel einfach ein weicher, harmloser Kompromiss am generischen Baukasten, der trotz dem klappernden Spannungsaufbau kurz vor dem Finale (dessen postmetallischer Klimax mit der zu forcierten Dungeon Synth-Patina seinen schrubbenden Exzess unter gedämpfter Euphorie stattfinden lässt) auslaufend uninspiriert und langweilig gestreckt wird.

Ein Eindruck, den Natt auch in weiterer Folge nicht mehr ablegen kann – obwohl das Niveau der Platte danach merklich gesteigert wird, indem sich auch die stilistischen Werte verschieben.
Appell erwacht anmutig, fast sinfonisch getragen und kontemplativ in ein elektronisches Spektrum heulend – träger, aber auch imaginativer wandelnd. Das imitiert vage die meditativen Momente von Isis, beinahe majestätisch und sicherlich würdevoll, zumal Sound und Inhalt nun harmonieren. Etterslått lässt sich als Space Ambient aus der Trip Hop-Ecke von des Mount Fuji Doomjazz Ensembles sogar noch weitaus mehr Zeit, schleppt sich dann mit schwerem Schlagzeug und sinistren Piano über die Grails-Prärie, bis die Band wieder (diesmal aber schlüssig) die Heaviness des Doom auspackt und walzt. Die hochgefahrenen Synthies nerven zwar ein wenig (wie sie meist generell ein Manko auf der Klangpalette sind) und das Ziel jenseits von Pink Floyd ist kein originäres, doch die lange Wegstrecke entlohnt (sogar relativ kurzweilig) mit raumergreifenden Bildern, dass am Ende einer gefälligen Reise (auch wertungstechnisch zwischen den Punkten liegend die Aufrundung bekommend) eine wohlwollende Zufriedenheit liegt: da ist Potential vorhanden, auch wenn Natt es noch nicht erschließen können.

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