Natalie Ofenböck & Der Nino aus Wien – Das grüne Album
Steiermark und Wien liegen, wenn es nach der Mentalität geht, schon sehr weit voneinander entfernt. Doch Natalie Ofenböck und Nino Mandl finden auf Das Grüne Album einige Parallelen in der Seele und der Musik der beiden österreichischen Bundesländer. Dessen Songs sind manchmal wunderschön, manchmal zu infantil und kurzlebig.
Das Album wird begleitet von einem schön illustrierten Büchlein von Natalie Ofenböck. Das im Rahmen des Festivals steirischer herbst entstandene Buch/CD-Projekt wird von der Illustratorin wunderbar bebildert. Die Steiermark-Reise mit abschließenden Release-Konzerten führte Natalie Ofenböck und Nino Mandl von Mariazell bis nach Spielfeld. Die Instrumente steirische Harmonika, Tuba und Hackbrett tragen das Album wesentlich, wesentlich steirisch.
Die Wiener Würze des Albums ist der Rock’n’Roll. In den Songs finden wir auf den ersten und zweiten Blick interessante Geschichten, Melancholie, Alkoholseligkeit und Kriminalfälle, wie sie in Wien und der Steiermark passieren können. Doch leider sind nicht alle Songs auf dem gleichen Niveau angesiedelt, sei es auf poetischer oder musikalischer Ebene. Könnte man Natalie Ofenböcks Gesang noch einen gewissen Dissonanz-Punk-Charakter abgewinnen, ist Mischung und das Aufwachlied schlichtweg ein infantiler Galopp in Richtung Volksmusik, der gar nicht gefallen mag.
Wohingegen Die Konditorei ein bittersüßes Stück über Liebe, Essen und einen vergessenen Ort in Graz ist, das gefällt. Allein die Textzeile mit „Rum, Ruhm und Rauch“ ist grandios.
Der Bürgermeister ist eine Reminiszenz an den Austropop der 1980er Jahre, vielleicht die EAV, das zaubert schon ein Schmunzeln herbei. Und das Grenzmoor könnte ein Kind von Cindy & Bert und Black Sabbath sein, wenn es Österreicher wäre.
In Zeiten des immer weiter Auseinanderdriftens von Stadt/Land, was politische Meinungen und Lebensqualität betrifft, ist es allemal ein gutes Zeichen, wenn sich Städter dem Land, der Provinz, annähern und diese ernst nehmen. A schena Tog hinterfragt als letzter Song ebenso den Provinz-Rassismus, wie die Depression, der von Abwanderung bedrohter Gebiete. Diese politische Ebene verleiht dem grünen Album dann noch eine Brisanz, die es braucht um sich das Ganze noch einmal anzuhören und sich nicht in kompletter Bedeutungslosigkeit zu verfangen.
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