Natalie Imbruglia – Firebird
Natalie Imbruglia musste für Firebird erst ein Schreibblockade überwinden, um sechs Jahre nach Male ihr erstes Studioalbum mit Originalmaterial seit 2009 zustande zu bringen.
Dabei geholfen haben ihr einige illustre Namen wie unter anderem Albert Hammond Jr., Romeo Stodart (The Magic Numbers), KT Tunstall, Eg White (Adele, Dua Lipa, Sam Smith), Luke Fitton (Little Mix, Girls Aloud), Fiona Bevan (One Direction, Ed Sheeran) oder Rachel Furner (Little Mix, Jason Derulo, Craig David), die als prägende und doch ein homogenes Ganzes zulassende Schittmenge auch durchaus einen gewissen stilistische Referenzwert für Firebird haben, ohne die qualitative Ambivalenz der Platte einzufangen.
Das sechste Studioalbum der Australierin Imbruglia bietet nämlich auf sympathische Weise harmlosen, keinerlei Risiken eingehender Formatradio-Poprock ohne nennenswerten Konturen, originellen Charakter oder wirklich relevant hängen bleibenden Melodien. Eben ein bisschen zu austauschbares Material im Fahrwasser von alten Heldinnen wie Kylie oder neuen Konstanten wie Swift: Gut gemachtes Handwerk, geschmackvoll, solide und auch relativ kurzweilig, auf nicht unangenehme Weise belanglos und nebensächlich – Firebird tut wirklich niemandem weh (aber sollte es ein Argument für die Vorzüge der 52 Minuten sein, dass es in dieser Richtung einfach schlechtere Vertreterinnen gibt?), entwickelt aber auch kaum die nötigen Reize, um das Quasi-Comeback aktiv öfter aufsuchen zu wollen.
Dennoch wäre das alles so schon absolut zufriedenstellend, weswegen es schade ist, dass die abschließende Bewertung wohl negativer wirken wird, als es die Platte subjektiv an sich verdient hätte. Doch die Balance von Firebird stimmt einfach ungeachtet des allgegenwärtigen Wohlwollens nicht, wenn sich aus diesem wirklich okayen 14-Song-Album ein durchaus durschnittliches, gar gutes destillieren hätte lassen, zumal die übergeordnete – dualistische – Gesamtstruktur Probleme bereitet.
Besteht die erste Hälfte von Firebird bis zum mit 80er-Feeling aus dem Strokes-Fachgebiet domestizierten Maybe It’s Great noch aus soliden Uptempo-Schablonen mit euphorisierend gemeinter Stimmung, die wie in Nothing Missing oder What it Feels Like auch kurz mit funky Club-Nuancen liebäugeln, bevor letztendlich alles auf Schiene läuft, gibt sich der Verlauf danach deutlich balladesker. Songs wie das nostalgische Just Like Old Times oder die intime (aber symptomatisch keine berührende Intensität erzeugen könnende) Gitarrenminiatur When You Love Too Much, das erst eine nette Nonchalance pflegende Not Sorry oder das plätschernde Dive to the Deep, das verträumte Human Touch oder das an Travis in kitschig gemahnende Change of Heart stehen Imbruglias Stimme in der grundlegend ruhigeren Ausrichtung toll, dennoch wirkt die Gangart gerade nach dem betont schwungvollen Einstieg mäandernder als nötig, lässt gar ein bisschen auf Durchzug schalten.
Obwohl wirklich keine Sekunde des Albums per se schlecht ist, aber die meisten einfach zu schnell und eindruckslos nach dem gefälligen Konsum wieder vergessen sind, hätte jedoch zumindest das aus dem Fluß mit billigem Coldplay-Stadionbombast ausbrechende Invisible Things als annähernder Ausfall (oder eher: als sehr suboptimal, weil zu dick auftragend arrangiertes Stück) eliminiert werden können.
Doch wenn River den offenbar nicht mehr aus der Mode kommenden Trend für die pseudosoulig beschwörenden Geste gelungen imitiert und damit eigentlich schon der ideale Schlusspunkt wäre, allerdings mit dem schönen Pianotitelstück noch ein Appendix jenseits des Spannungsbogens folgt, ist auch klar, dass man hier um einige redundante Meter einfach nicht herumkommt. Wie in den besseren Phasen von Firebird (das man so einfach nicht nicht mögen will) gilt jedoch auch hier, dass dies auf eine Weise egal ist, die dennoch einen irgendwo positiven Gesamteindruck hinterlässt.
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