Nasum – Live in Berlin 2004
Die grandiosen Archive rund um The Vault und The Rare Nasum werden weiter aufgefüllt: Mit Live in Berlin 2004 spendiert die schwedische Grind-Instanz einen Fan-Mitschnitt ihrer European Grind Shift-Tour zum finalen Studioalbum.
Was man nach knapp einem Jahr ohne großartiges Tour-Aufkommen beinahe vergessen hat, ist eine der nervtötendsten Nebenerscheinungen von Konzerten: ein Publikum, das während einer Show nicht seine Fresse halten kann. Die Anwesenden des Nasum-Auftritts am 20. Oktober 2004 im Berliner Knaack rücken diesbezüglich in ein besonders schlechtes Licht – da wird geradezu grotesk laut getratscht, man unterhält sich über die Musik schreiend ungeniert darüber, wer den Bruder von Jan kennt und wer nicht, vor Shadows (mit fälschlicherweise einleitender „Scoop!“-Ankündigung) postuliert jemand (wohl augenzwinkernd) „Scheiß Metalcore!“.
An beschämenden Unterhaltungen mangelt es diesem Bootleg-Mitschnitt jedenfalls nicht, was zugegebenermaßen aber durch die eigentlich indiskutable Sound-Ästhetik extremst unterstrichen wird: Immer wieder fiepen technische Schwierigkeiten, die Kickdrum ist in einem Sturm aus Höhen höchstens erahnbar, die wüsten Gitarren bleiben wie in The Engine of Death oder Just Another Hog nur eine wenig direkt konservierte, verwegene Idee.
Selbst unter diesen bestenfalls suboptimal dokumentierten Bedingungen ist es aber einfach nur umpackbar, wie tight und zwingend die Performance der Band rund um einen bestens aufgelegten Mieszko agiert: Nasum sind eine Naturgewalt an diesem Abend von Live in Berlin 2004. Weswegen trotz (oder als besonders nahbare Zeitkapsel vielleicht auch gerade deswegen) der zugequatschten, enorm roh eingefangenen Umstände eine authentische Nahbarkeit entsteht, der man sich als Fan nicht entziehen kann und will – es ist einfach ein feiner Zug, an diesen Erinnerungen teilnehmen zu dürfen.
Über das grandiose Projekt The Rare Nasum übrigens wahlweise unentgeltlich, während The Vault mit tollen Anekdoten von Anders Jakobsen aufgefüllt wird. Essentiell ist Live in Berlin 2004 insofern zwar kaum, aber eine nette Fußnote für die makellose Diskografie anhand einer stilvollen Denkmalpflege.
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