Nails – Every Bridge Burning
You Still Will Never Be One of Us : Todd Jones mag einige Brücken hinter sich abgebrannt haben, macht durch Every Bridge Burning aber ansatzlos dort weiter, wo Nails 2016 einen vorläufigen Schlusstrich zogen.
Wenn Imposing Will sich kurz einstampft und dann im geifernden Keifen zu crust-malmenden Gitarren groovt, bevor Punishment Map den Metalcore noch weiter zum Grind tackert und dazu catchy skandierte Hooks addiert, setzt das vierte Studioalbum der Band in neuer Besetzung so unmittelbar bei They Come Crawling Back, dem finalen Ausbluten von You Will Never Be One of Us an, als gäbe es die vergangenen acht Jahre nicht.
Womit wir wahlweise auch schon beim einzigen Kritikpunkt angekommen wären: Dass Jones sich in dieser Zeit mit Gitarrist Shelby Lermo (Ulthar), Bassist Andrew Solis und Drummer Carlos Cruz (Warbringer) zwar neue Erfüllungsgehilfen gesucht hat, sich dieser Umstand jedoch vordergründig absolut gar nicht im Sound der Band niederschlägt, und Nails sich ungeachtet der Besetzung entwicklungstechnisch beinahe keinen Jota bewegt haben, kann man als verpasste Gelegenheit empfinden, zumal You Will Never Be One of Us eben bereits so nahe an der Perfektion wütete.
Aber zum einen gibt es da eben doch ein paar Details in der deckungsgleichen Ausrichtung die den Gesamteindruck dezent beeinflussen. Wo es 2016 beispielsweise eine kurze Verbeugung vor Slayer geben konnte, sprintet das Titelstück nun frontal gen Converge, bevor Give Me the Painkiller mit seinem Speedmetal-Killer-Riff dann sogar wie ein blaugepauster Hit von Axe to Fall auftritt. Einen stringenteren Song haben Nails jenseits der im Feedback ersaufenden Abbrüche noch nicht geschrieben.
Und Im punkigen Hardcore-Gallop von Made Up in Your Mind und Dehumanized kann man Nuancen davon entdecken, dass Jones sich zuletzt wieder mit Terror herumgetragen hat, während die Blackened-Planierraupe I Can’t Turn it Offf das eine oder andere Gastspiel in Erinnerung ruft und dabei allen Instrumentalisten mehr Raum zum Aufzeigen einräumt (doch gerade die simpler angelegte Schlagzeugarbeit in ihrer unbarmherzigen Tightness exemplarisch wenig individuelle Akzente setzen darf, was im Jahr von You Won’t Go Before You’re Supposed To freilich besonders auffällt).
Außerdem komprimiert Jones die Trademark-Tugenden diesmal effizienter auf eine wieder kürzere Spielzeit von insgesamt gerade einmal 17 Minuten. Symptomatisch für das enger gestellte Korsett ist alleine schon, dass No More Rivers to Cross als sludgy Rausschmeißer mit 3 Minuten und 14 Sekunden diesmal zwar pflichtgemäß der längste Song ist, das Tempo drosselt und mit stoischem Riff hypnotisiert, damit aber fast dreimal in den Closer von You Will Never Be One of Us hineingepasst hätte.
Abgesehen davon, dass der Vorgänger im Zweifelsfall ikonischer angelegt war und Every Bridge Burning nüchtern betrachtet „nur“ ein nach dem Baukasten gestricktes, aber durch einen räudigen Punk-Spirit angetriebenes Kompakt-Update mit den geileren Riffs darstellt, gibt es allerdings nichts zu bemängeln – weil Jones mit diesem Ansatz defacto beinahe alles richtig macht und mit einer relativen Variationsbereitschaft in der Formel gewissermaßen sein Äquivalent zu 3+5 aufgenommen hat.
Nach dem überragenden Einstieg gibt schließlich nur Lacking the Ability to Process Empathy eine kurze Verschnaufpause in der aggressiven Dynamik, indem es den Circle Pit martialisch als heavy mattenschwingende Verschnaufpause anrührt, damit Trapped als rasender Hassbatzen in den infernalen Berserker-Modus schalten kann – dreckig und dennoch etwas winschnittiger als bisher. Drumherum erfüllt Every Bridge Burning mit Hm-2-Buzzsaw-Adrenalin und Powerviolence-Attitüde seine Aufgabe zu mindestens zwei Drittel seiner Spielzeit makellos, danach immer noch überragend.
Die Misanthropie findet nämlich so dicht und intensiv auf den Punkt, kanalisiert seine wütende Energie kanalisiert so roh und manisch, dass es keine Rolle spielt, dass all dies nicht ganz auf Augenhöhe mit Unsilent Death (2010), Abandon All Life (2013) und eben You Will Never Be One of Us (2016) zu operieren: Every Bridge Burning macht in seiner herrlichen Gewaltbereitschaft so verdammt viel Bock, dass es den Ausnahmezustand der Band einfach triumphal unterstreicht. Gut vorstellbar, dass Nails an diesem Umstand wieder implodieren könnten.
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