Nada Surf – Moon Mirror
Auch, wenn es mit You Know Who You Are kurzzeitig so aussah, wird der Augenblick, an dem man sich nicht mehr über ein neues Nada Surf-Album freuen könnte, wohl nie kommen. Bestätigt so auch Moon Mirror, der mittlerweile zehnte Langspieler des Trios.
Hatte man in den vergangenen vier Jahren Bock auf eine Nada Surf-Umarmung, war der Griff zu die Alben rund um den Band-Zenit Let Go immer der naheliegender, als das an sich tolle, aber schnell im Schrank verschwundene Never Not Together aufzulegen. Dieses Schicksal wird Moon River bis zu einem gewissen Grad wohl ebenso erfahren – als Teil einer Diskografie, die im weitesten Sinne mit jeder neuen Platte relativ deckungsgleich zum schon dagewesenen Material erweitert wird.
Aber zum Einen ist dieser genormte Umstand ja längst einkalkulierbar, von der Band wie vom Fan – kein Problem, das passt so. Und zum anderen zeigt Moon Mirror eine kompakte Kurzweiligkeit, die zumindest mit dem Schwung des Momentums sogar über den zuletzt wieder gewachsenen Erwartungshaltungen auf den Punkt findet. Alles hier geht leicht von der Hand – und die Platte landet leicht am Teller.
Obwohl Moon Mirror nun den vergleichsweise schwereren Stand als sein Vorgängerwerk hat, weil (das hier in weiterer Konsequenz auch dezent zu wohlwollend bewertete) Never Not Together durch das enttäuschende You Know Who You Are einfach viel leichter euphorisieren konnte, verstehen es die neuen 43 Minuten relativ mühelos, mit dem Material von 2020 mithalten zu können. Mehr noch – auch wenn im einem ausfallfrei Fluss diesmal keine wirklichen Amplituden nach oben feststellbar sind, ergibt gerade die Summe der Teile ein hohes Niveau: besonders als schlüssiges Ganzes ist der Band schon lange kein derart konstantes Gesamtwerk mehr gelungen. Mit Songs, die wie überdurschnittlich starke Standards aber auch nichts falsch machen. Und es sich wie lang bekannte Freunde aus dem Stand heraus verdient haben, ein bisschen zu positiv aufgenommen zu werden, als das nüchtern betrachtet vielleicht angebracht ist.
Die Attitüde ist diesmal eben wieder betont flott, schmissig und kraftvoll angelegt, Moon Mirror geht über weite Strecken in typischer Zuverlässigkeit energisch nach vorne – unkompliziert und effektiv. Second Skin, In Front Of Me Now, Open Seas, Give Me The Sun oder das polternd-klimpernde X Is You sind allesamt auf muntere Weise flott und schmissig, inhaltlich natürlich optimistisch und von Matthew Caws stets dem liebenswerten Bestreben verschreiben, ein noch angenehmerer, ausgeglichenerer Mensch voll Liebe im Herzen zu werden.
Im Mittelteil – mit dem massiver rockenden Intel And Dreams, dem sinfonisch zu seinem Marsch-Schlagzeug marschier-tänzelnden The One You Want und dem gefühlvoll alle Trademarks umarmenden New Propeller gelingt das unbeschwert vom Stapel gelassene Business as Usual sogar besonders überzeugend – auch wenn die Produktion generell gerne etwas weniger flächig ausfallen hätte dürfen, um die individividuellen Gitarrenlinien stärker zu akzentuieren, und man nicht jeden Song mit Synthies anreichern hätte müssen.
Dass die im Midtempo gedrosselt schunkelnden Stücke wie das Titelstück, das mit subtilen Streichern ausgeschmückte Losing (als einzig schwächelnde Nummer) oder der ruhige Schlusspunkt Floating dagegen primär eine angenehm ausgleichende Wohlfühlzone in die Dynamik bringen, ohne wirklich berührend ergreifen zu können macht nichts.
Auch bei dieser Nada Surf-Platte wird aufgerundet, auch bei der nächsten wird Vorfreude über ihr Erscheinen aufkommen. Und dazwischen wohl öfter daran gedacht werden, dass sich die Band wohl gerade in ihrem zweiten Frühling befindet.
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