Mutoid Man – War Moans

von am 20. Juni 2017 in Album

Mutoid Man – War Moans

Mutoid Man haben immer noch einen brutalen Spaß daran nackenbrechende Thrash-Ansätze in ihr ganz eigenes Humorverständnis zu übersetzen, gehen dabei allerdings nicht mehr derart bestialisch vor, wie noch auf Bleeder und Helium Head. Dafür hat War Moans allerdings ein paar Überraschungen in der Hinterhand.

Ob man gar soweit gehen darf, dem zweiten Langspieler der deklarierten Fun-Schlachtplatte von Ben Koller (Converge, All Pigs Must Die, etc.), Steve Brodsky (Cave-In etc.) und Nick Cageao (Vermefüg, [amazon_link id=“B002RYLI0S“ target=“_blank“ ]Children[/amazon_link]) im Vergleich zu seinen  eineinhalb Vorgängern ein Mehr an Zärtlichkeit zu attestieren? Zumindest ist da eine hinterhältig-boshafte Ausprägung der Liebe, die sich auf mehreren Ebenen konsequent durch War Moans metzelt.
Nicht nur, dass sich die Ambivalenz des todesküssende Artworks sich etwa im adäquaten Song dazu – das vergleichsweise doomig walzende, dafür aber umso catchier zuschnappende Kiss of Death – auf lyrischer Ebene hinter jeder Zeile als Twist hinausschreiend („Blow!/ Blow me! Blow me a kiss! Blow me a kiss of death!„) fortsetzt, oder es aus dem giftigen Date with the Devil auch neun Monate später kein Erwachen zu geben scheint: Mutoid Man haben ihr energisches Amalgam aus Thrash, progressiven Hardcore und spitz schreiendem 80er-Metal (als kompaktere Schnittmenge aus Tenacious D und High on Fire, wenn man so will) auf War Moans in den Details grundsätzlich ein klein wenig umgewichtet.

Die scheinbar schlichtweg unfehlbare Riffmaschine Brosky brüllt vor der unerbittlich pressenden, herrlich rumorenden Rhythmussektion nur noch in Ausnahmefällen, setzt sein Organ einladender und harmonischer in Szene, während sich die Dramaturgie des Albumsflusses in der zweiten Plattenhälfte entlang minimal längerer, weniger impulsiv nach vorne bretternder Nummern den Schwerpunkt weiter hin zum heavy zulangenden Rock korrigiert, den schmissigen Melodien und der Vertraulichkeit also etwas mehr Raum einräumt und das Songwriting weniger als reinen Abrissbirnen-Jux auslegt.
Am deutlichsten werden die schlau gelockerten Schrauben im abschließenden Höhepunkt Bandages, einem Zusammenschluss mit der dunklen Chanteuse Chelsea Wolfe und ihrem langjährigen Partner Ben Chisholm – alte Blood Moon-Spezis von Brodsky und Koller: Enorm atmosphärisch geben Mutoid Man einer post-metallischen, balladesk-schwerfälligen Schönheit ein breites Spektrum samt stadiontauglichem Solo, dass am Ende doch noch die Bremse löst und vielleicht der beste Moment der bisherigen Bandgeschichte ist.

Wie erwachsen, gesittet und seriös Mutoid Man also klingen können, wenn sie es denn nur wollen, kann durchaus überraschen, steht aber letztendlich auch in keinerlei Widerspruch zu der davor stattfindenden Orgie aus so extrem eingängigen wie hartnäckigen Hooks, in der sich das Trio unter der wie immer punktgenau böllernden Kurt Ballou-Produktion wie tollwütige Kinder im Süßigkeitenwarenladen des Metal austobt.
Schon Melt Your Mind bollert den Puls hochtreibend auf der Überholspur als High Speed-Hatz, hat eng angezogene Zügel, kreischende Hysterie und Stargast Marty Fridman (Ex-Megadeth-Hexer und Megastar in Japan) mit ordentlich Druck unter die Haube gepackt.
Und auch wenn es damit erst so scheinen mag, als hätten Mutoid Man wie schon seinerzeit auf Bleeder abermals den stärksten Song der Platte an deren Beginn gestellt, trumpft War Moans nachfolgend auf nahezu konstant hohem Niveau auf und entwickelt ein gewisses Suchtpotential: Micro Agression prügelt sich mit nervösen Insekten-Gitarren und röhrendem Bass, dann wieder knüppelt ein Bone Chain konzentriert shreddernd, während sich das stampfende Irons in the Fire zur hyperaktiven Double-Bass-Party samt schleppendem Rausschmeißer und Gitarrenduell mit Adam McGrath entwickelt und vor allem der Titeltrack Slayer tiefsten Tribut zollt.
Wenngleich War Moans trotz dieser Stafette an erst kurzweiligen, dann ausholenden Zündstoffen voller energiegeladener Power trotz allem damit leben muss, nicht auf überrumpelnden Vorteil des Überraschungsmoments von Bleeder bauen zu können – und damit vielleicht nicht das selbe Maß an Euphorie entfesseln kann, dafür aber nachhaltiger zündet -, dann kann man mit Mutoid Man weiterhin mehr Spaß haben, als mit nahezu jeder anderen Kombo in diesem Spannungsfeld.

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