Murder By Death – Spell/Bound
„I have never enjoyed writing or recording an album more than this“ diktiert Adam Turla – und tatsächlich erreicht Spell/Bound phasenweise sogar Höhen, die für Murder by Death in den vergangenen Jahren außer Reichweite gekommen zu sein schienen.
Das liegt vor allem am Herzstück Incantation, das sich aufbäumt, als wäre Who Will Survive, and What Will Be Left of Them? noch nicht schon bald zwei Jahrzehnte her, derweil Murder by Death nicht den einfachsten Weg zu einer epischen, eindringlich beschwörenden Bandbreite gehen, die man der Band so nicht mehr zugetraut hätte. Aber auch der Rahmen gelingt stark: Get Up weckt sanft zurückgelehnt und melodisch, setzt den Synth subtil ein, um seine Aufbruchstimmung friedvoll und kontemplativ auszubreiten, während I’ll Go zeitlos und hoffnungsvoll Arm im Arm durch den klassischeren Country flaniert und der Closer Strange Song die dabei erzeugte Schönheit zu einem erhebenden Ausblick mitnimmt – wenngleich eher schwelgend denn überwältigend. Denn auch wenn Spell/Bound seine herausragenden Szenen hat, ist das Niveau der Band aus Bloomington freilich nicht mehr das selbe wie zu ihrem Heydays, auch wenn Bitter Drink, Bitter Moon, Big Dark Love und The Other Shore sich allesamt auf einem guten Level eingependelt haben.
Dort bewegt sich auch der dem patentierten Bandsound treu bleibende (sofern man Lonesome Holiday nicht mitzählt) neunte Langspieler von Murder by Death, spiegelt den unbeschwerten Entstehungsprozess in einer generell luftiger und locker wirkenden Unverkrampftheit wider, mit der der dunkle Grundton des typischen MOs nonchalant durch einige feine Ideen entlang nett vorbeiziehender Melodien und gefühlvoll-unverbindlicher Hooks schraffiert wird.
Das offenkundig poppige Never Be klimpert flapsig aus der Western-Bar in einer liebenswerten Nonchalance, die Titus Andronicus abgeht und das noch weiter geöffnete Everything Must Rest setzt den Synth mit twistender Rhythmussektion für Ahnungen des Wave und The Cure ein.
Sandy ist eine vermeintlich mitfühlende Halbballade in der Nähe von Virtute-Bridge, die irgendwann das breite Spektrum der Band nutzt, mit angedeutetem Chor und elektrifizierten Drums, derweil das am Klavier getragene Riders eher an Karma Police erinnert, dahinschippert, der zwingend gemeinte Refrain symptomatisch gefällig und unverbindlich bleibt und dort aufgeht, wo man die Arctic Monkeys vor 10 Jahren vielleicht irgendwann vermutet hätte, derweil das angenehm bekümmerte When verträumt schimmernd vorbeizieht, aber wie das Gros der Platte keine wirkliche Reibungsfläche erzeugt, um nachhaltige Reize zu erzeugen: wie gut es dieser Band doch tun würde, auch einmal wieder dorthin zu gehen, wo es wehtun könnte!
Dass das gestiegene Wohlgefühl des Aufnahmeprozesses zumindest ein paar eindringliche Höhepunkte nebst einem verdammt versöhnlichen Abgang provoziert hat, ist insofern schon interessant – tatsächlich spannender macht es Spell/Bound in Summe dann aber trotzdem nicht unbedingt.
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