Municipal Waste – The Last Rager

von am 30. Oktober 2019 in EP

Municipal Waste – The Last Rager

Auch wenn die Heydays der umtrunkmotivierenden Crossover-Thrasher längst vorbei sind, gehen neue Baukastennummern der Genre-Experten Municipal Waste dann doch immer noch ansatzlos klar. Was sogar die vier Songs der nur durchschnittlichen The Last Rager-EP bestätigen.

Was jedoch angesichts der Tatsache, dass der letzte Klassiker der Band auch schon 12 Jahre her ist und die Abstände zwischen den Studioalben seitdem immer länger werden, wohl selbst den hartgesottensten Sympathisanten nicht überraschen dürfte: Keine der der vier neuen Nummern ist auch nur ansatzweise ikonisch geraten. Viel eher spielen Municipal Waste einmal mehr zweckmäßig und souverän ihren Stiefel herunter, sind absolut klasse indem was sie tun, bewegen sich aber mehr oder minder nur noch auf dem versierten Niveau von Massive Aggressive, The Fatal Feast: Waste in Space und Slime and Punishment – sie funktionieren schlichtweg, bestenfalls in ihrer eigenen Liga.
Auf The Last Rager umgemünzt bedeutet dies: Die versammelten 11 Minuten machen Spaß und zünden, sind aber im Grunde auch ein bisschen egal und viel zu schnell wieder vergessen, während man Bock auf die Meisterstücke The Art of Partying oder Hazardous Mutation bekommt.

Obwohl nur eine kompakte EP, ist der übergreifende Spannungsbogen von The Last Rager durchaus stimmig. Wave of Death rockt im (über den Spielverlauf mittlerweile auffällig oft bedienten) Midtempo beinahe breitbeinig einstimmend mit süffigen Tresenchören und selbst auf den primitivsten Festivalbesuchererstkontakt geeichten Text („Wave of death/ Oh-oh-oh/Wave of death!“), lässt sich auch über ein heulendes Solo nicht wirklich auf Betriebstemperatur bringen – Municipal Waste haben ihrer EP hier praktisch ein aufwärmendes Intro beschert.
Auch Car Nivore (Street Meat) groovt sich erst über ein zurückgelehntes Riff ein, bevor die Handbremse jedoch gelöst wird und die Tempohatz beginnen kann, man mitten drinnen im Pit-Trademark ist. Ein kurzer Break-Twist zur Mitte hin bleibt dabei eine Finte, die anmutet, als würde die Band einen neuen Song beginnen, der genau gleich klingt wie der letzte. Soll bei Municipal Waste ja mittlerweile vorkommen.
Rum for Your Life holt sich seinen Saft dagegen nicht aus dem abermaligen lahmen Wortwitz im Titel, sondern primär aus den attackierenden Gangshouts und der Energie hinter dem Solo – kompositorisch bleibt der Song aber eher eine unspektakuläre Fingerübung. Wozu Municipal Waste nämlich immer noch fähig sind zeigt der abschließende Titelsong, der sich imposant, fies und vor allem akzentuiert aufbaut, pressend drangsalierend nach vorne geht und die Geschwindigkeiten wie selbstverständlich ändert. Hier sind eben absolute Meister ihres Fachs und technisch makellose Könner unterwegs – auch wenn die Party längst vor jeder Form der inspirierten Kreativität kommt.

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