Mueble – Live at Restricted Records

von am 10. Juli 2020 in EP

Mueble – Live at Restricted Records

Der Mephistofeles-Kopf und Wizard of Meth Gabriel Ravera ist an sich eine sichere Quelle, wenn es um anachronistische Empfehlungen mit psychedelischer Retro-Schlagseite geht. Sein nach fünf Jahren reaktiviertes Nebenprojekt Mueble bietet insofern mit Live at Restricted Records die Ausnahme von dieser Regel.

Aber gut, hier beschränkt sich der Argentinier nicht nur ausnahmslos auf die Rolle als Schlagzeuger, während Martin Ludi als Mastermind für Gitarre, Gesang und alles andere verantwortlich zeichnet. Mueble agieren zudem auch ein wenig außerhalb des angestammten Reisegebietes von Ravera (also wenig originärem, aber verdammt kompetent zelebriertem Psychedelic-Doom-Stoner-Heavyrock-Proto-Metal, wie alleine Satan Sex Ceremonies Ende 2019 oder die Single La Bimba Di Satana ​/ ​Tombstone Boogie erst vor wenigen Wochen wieder ziemlich geil in Erinnerung rief) und seiner verdrogten Porno-Expertise als Artwork-Designer, sondern bewegen sich unspektakulär-solide im Spannungsfeld aus minimalistischem Rock’n’Roll, Bluesrock, und Garage-Abgehangenheit.

Dort eröffnet All Night Long als Lofi-Rumpler mit Country-Flair, der weniger schmissig und mitreißend macht, was frühe White Stripes– und Black Keys-Platten taten, doch nervt das monoton über seinen Groove gniedelnde Stück mit seiner repetitiven und ziellosen Art, weil es ohne spritzige Ideen eben austauschbar mäandernd bleibt. Tractor geht diese Risiko mit Mundharmonika und verspieltem Snare-Gestell-Rhythmus als 43 sekündige Skizze gar nicht erst ein: selbst von einem Fragment zu sprechen, wäre hier aber zu wohlwollend. Zumindest im Kontext geht das aber ebenso okay wie Hyperconnectivity, das lange im oszillierend schwingenden Drone badet, irgendwann ein bisschen mystischen Schellentanz addiert und spätestens dann ein leeres Versprechen bleibt, wenn das Duo den manisch-psychotischen Jam-Ansatz verpuffen lässt.
(Nicht das, sondern ein) Back Door Man ist dann als ranziger Hendrix-Bluesrock das klar beste Stück von Live at Restricted Records, weil es griffiger und räudiger und versifft streunt, infektiös knistert. I wanna be your dog ist dann tatsächlich ein Stooges-Cover, unaufgeräumt polternd, zeigt aber keine Gefährlichkeit ist ist gut gemeint. Womit Live at Restricted Records (auch ohne Live-Ambiente, eher wie ein zwanglos ohne erkennbare Ambition aufgenommene EP) nach dem doch charismatischen Reproducción Extendida durchaus eine kaum essentielle Enttäuschung darstellt, aber als Fingerübung sehr okay geht.

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