Mount Eerie – To The Ground

von am 19. April 2012 in EP

Mount Eerie – To The Ground

Bevor Phil Elverum dieses Jahr auf gleich zwei Alben wohl seiner wunderbar entrückten Waldschrat-Musik fröhnen wird, wirft er noch eine 7″ vorneweg, die Erwartungshaltungen ganz nebenbei zertrümmert.

Dass bei ‚Clear Moon‚ und ‚Ocean Roar‚ wieder mit Großem zu rechnen ist, hat sich ja bereits auf der Tour mit Earth angekündigt, als Elverum mit ausschließlich neuem Songmaterial begeisterte/verstörte/überforderte. Wie sich die gespielten Songs auf den Alben präsentieren werden, das steht nach ‚To The Ground‚ jedoch noch ungewisser da, als zuvor, fällt die Mini-EP doch abermals dezent aus der bisherigen Bandentwicklung Mount Eeries. Gemeinsam mit seinem musikalischen Langzeitpartner Nicholas Krgovich führt  Phil den im Februar auf der ‚Distorted Cymbals‚-Single eingeschlagenen Weg jedenfalls differenzierter fort, die Reise scheint tatsächlich weg vom Lo-Fi-Singer-Songwriter-Black-Metal der letzten Jahre zu gehen. Da findet auf einmal verstärkt Elektronik statt, Mount Eerie flirtet mit Trends und experimentiert mit Dubstep.

Da sorgen Bongotrommeln im Titeltrack für die Rhytmusorientierung, im Hintergrund brutzeln unaufgeregt Bass und Beats, irgendwas fiept aus der 8 Bit Konsole. Die Synthesizer schwelgen verträumt und der Backgroundgesang greift himmlisch in den typischen Elverum-Folk, der sich da irgendwo versteckt. ‚To The Ground‚ bringt Bon Iver und Nicolas Jaar auf eine Linie, The Notwist ins Spiel und James Blake zwangsläufig in Erinnerung, die geisterhaften Skizzenkompositionen des ehemaligen The Microphones-Kopfes auf eine neue Ebene schiebend.
Das folgende ‚The Mouth of Sky (M.I.D.I. Strings)‚ knüpft nahtlos an: Die Streicher klingen keinesfalls so billig oder dünn, wie der Titel das verspricht, übernehmen sofort melancholisch und bedeutungsschwanger in aller Zurückhaltung das Ruder. Synthesizer perlen dazu und umgarnen den Vocoder-verfremdeten (!) Gesang: ‚The Mouth of Sky‚ ist ein in die Stille getragener Wehklang, die Natur im Digitalformat. Ebenso erhaben wie traurig, unnahbar wie wunderschön – Musik, wie sie nur Elverum zustande bringt. Wusste man in dieser Ausprägung bisher auch nicht.

Erfindet der Mann aus Washington sein Alter Ego Mount Eerie doch zumindest bis zu den neuen Alben ein ganzes Stück weit neu. Eifert zwar Trends nach, allerdings ohne sich billig anbiedern zu müssen: Mount Eerie klingt immer noch nach Mount Eerie und doch so anders. Das verschreckt anfangs noch, doch entfaltet schnell eine moderne Magie, die sich mit Elverums Songwriting ohne Ambivalenz verbindet: Mehr davon wäre jedenfalls auf keinen Fall unangenehm.
Inwiefern dies nun ein Herold des nachfolgende Studiomaterial ist, oder ‚To The Ground‚ zu einer exquisiten Fußnote in der makellosen Mount Eerie-Discographie werden wird, dürfen die nächsten Monate zeigen. Ob es ‚To The Ground‚ bis dahin überhaupt noch käuflich zu erwerben geben wird, ist zu bezweifeln. Limitiert auf 300 Stück bleibt das via Atelier Ciseaux vertriebene Kleinod nämlich zumindest einer Mount Eerie Tradition sicherlich treu: Das wird schneller ausverkauft sein, als man beim Aktualisieren der ausgeuferten Diskographie-Sammlung hinten nach kommt.

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