Monolord – Rust
Monolord folgen der starken 2016er-Single Lord of Suffering / Die in Haze und spielen ihren stonerschweren Doom auch auf Rust wertkonservativ und ohne Spektakel, aber mit kontemplativer Sicherheit zwischen notorischem Traditionalismus und sportlich frisierter Lässigkeit.
Es ist für die drei Schweden von Monolord weder ein Widerspruch, noch ein einhergehender stilistischer Umbruch notwendig, dass auf dem Vorgänger Vænir (2015) eine mystische Kaputzengestalt in undurchsichtige Gewässer watete, während Rust nun zwei schnittige Boliden in eine nebelverhangene Manege stellt.
Monolord bespielen diese auf den ersten Blick unnatürlich anmutende Spannweite schließlich auch auf ihrem Drittwerk als natürlichste Sache der Doom-Welt. Wo der Opener Where Death Meets the Sea insofern noch mit ordentlich Wumms dem Sonnenuntergang entgegenfährt, als wären Crypt Sermon einer Bikergang mit Motörhead-Thema beigetreten, huldigt Dear Lucifer dem szenefreundlichen Horrormotiv kurzerhand so augenzwinkernd, dass Monolord kurzerhand mit dem Teufel auf ein Bier gehen. Das klingt dann nicht nur wegen des enorm hallverwaschenen, subjektiv weiterhin zu dünn für den monolithischen Sound der Band daherkommenden Retro-Klargesangs von Thomas Jäger einmal mehr wie ein geduldiger Tribut an Electric Wizard – wenn auch ohne B-Movie-Kunstblut oder okkulte Sexszenen am Opferstock im Hexenwald.
Originalität geht freilich anders, zuverlässige Klasse aber weiterhin genau so: Monolord deklinieren ihre Liebe für massive Black Sabbath-Riffs und Fuzz-getränkte Gitarrenfiguren vor der durch den Sludge gezogenen Rhythmussektion schlichtweg einmal mehr mit zutiefst befriedigender Souveränität durch. Vor allem setzt das Trio dabei geschickter als noch auf Empress Rising und Vænir die kleinen Facetten, die der Monotonie vorbeugen.
Der Titelsong bemüht da zwar eingangs ein programmatische Hammond-Klischee, findet dafür im überragenden Finale eine Gitarrenarbeit, die in ihrer pathoswilligen Schönheit bisweilen gar fast an die Genrekönige von Pallbearer heranreicht und sich dort (wie auch einige andere Songs hier) nur den Vorwurf gefallen lassen muss, etwas zu uninspiriert, weil zu abrupt zu enden.
Das am besten im Kontext funktionierende Instrumental Wormland führt hingegen eine andere elementare Stärke der Band vor, indem es schwerfällig seine Riffs fast schon meditativ andächtig schichtet, aber dabei niemals wirklich zähflüssig anmutet. Stattdessen lassen Monolord ein Streicherarrangement in den Song fliesen, das mit viel Eleganz um die Heavyness der Gitarre schwelgt und folgen einem immanenten Zeitlupen-Groove.
Wo Rust bis zu diesem Zeitpunkt noch vor allem seine vergleichsweise kompakte Seite ausgelebt hat, schöpfen die Göteborger hinten raus aus den Vollen und servieren zwei Monolithen über die Länge von 29 Minuten.
Forgotten Lands verschiebt seine tektonischen Grenzen mühelos in psychedelisch schwelgende Halluzinogen-Lavalampen-Gefilde und driftet zur rockigen Nackenmuskulaturmassage, bevor At Niceae nachdenklich in ein ambientes Gitarrenmeer blickt und dort ohnedies schon zur wohl härtesten Vorgabe für das kommende [amazon_link id=“B0757HH9BT“ target=“_blank“ ]Wizard Bloody Wizard[/amazon_link] wächst. Und plötzlich packen Monolord nach knapp der Hälfte der knapp 16 Minuten Spielzeit auch noch ein melodisch dominierendes Fuzz-Rifff aus, das seinesgleichen sucht, und an dem der Closer sich zur epischen Fingerübung aufschwingt – bis At Niceae Rust letztendlich unkonventionell bis auf ein halbakustisch zurückgenommenes Folkkleinod reduziert verklingen lässt.
Wer Monolord da immer noch primär nur als adäquate Genre-Handwerker mit einem Talent für effektives Songwriting abstempelt, hat natürlich bis zu einem gewissen Grad Recht, muss sich dabei aber freilich auch fragen, wie die knackigen 55 Minuten dieser Platte derart kurzweilig und ohne Ermüdungserscheinungen verfliegen können. Und Rust so oder so alleine schon wegen seines grandiosen Artworks ins Regal stellen.
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