Mono – Scarlet Holliday
Mono ergänzen ihre digitale 2020er Weihnachts-Veröffentlichung Scarlet Holliday mit einem 2021er Epilog und legen das kompakte Paket nun auch (wenngleich mit weniger wundervollem Artwork) in physischer Form auf. Schön!
„These songs were written with the idea of new hope for the new year since this time has become unforeseeably dark for many in the world.“ unterschreibt die japanische Postrock-Institution die limitiert aufgelegte EP, erweitert die eigene Diskografie dabei ein Jahr nach Pilgrimage of the Soul vielleicht nicht essentiell, aber mit einem absoluten Händchen für dein verwobenen, akribisch nuancierten Schönklang.
Der Titelsong Scarlet Holliday ist rund um ein Sprachsample und einem für das Genre absolut typischen MO schließlich so klassisch angelegt, dass es eigentlich ermüdend generisch sein müsste, mit der Prise Mono-Zauber funktioniert der Reigen aber voluminös. Die Gitarre sinnieren nostalgisch und nehmen bald über einen treibenden Rhythmus Anlauf, schichten sich in angenehm temperierten Lagen, während die shoegazenden Texturen für verträumte Ahnungen von Melodien sorgen. Wenn sich die Nummer relativ abrupt ausbremst und in einer Intimität pulsiert, erzeugen Mono die schönste – und auch am ehesten weihnachtliche – Phase eines ästhetischen 08/15-Spannungsbogen.
Das folgende First Winter macht seine Sache insofern besser, weil sich das Stück als langer Antiklimax strukturell komplett auf seine ambiente Atmosphäre-Arbeit und das Erzeugen sanft plätschernder Gitarren-Stimmungen konzentriert, während eine minimalistisch-zurückhaltende Percussion für intrinsische Spannung in einer unaufgeregt fließenden, ätherischen Kontemplation sorgt. Imaginative Bilder kreieren kann diese Band einfach, wenn der Weg das Ziel ist.
Redundanter, aber per se eindrucksvoller, ist vielleicht trotzdem Epilogue, weil ein märchenhaft tickender Blick auf die Uhr hier mit verträumten Harmonie-Gesänge eine mäandernde Skizze in das Unterbewusstsein begleitet. Selbst als Fan muss man da deswegen nicht aufgeregt in Ekstase zu geraten, um das übersaisonal überzeugende Kleinod Scarlet Holiday schätzen zu wissen.
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