Mono & A.A.Williams – Exit in Darkness
Nach Nowhere Now Here sowie der guten Recycling/Live-EP Before the Past beschließen Mono ihr Jubiläumsjahr im Verbund mit der großartigen A.A. Williams. Das wachsende Exit in Darkness beweist dabei das von vornherein vermutete kongeniale Potential der beiden Parteien.
Dass sich das transnationale Gespann gegenseitig Honig ums Maul schmiert, respektive den angebrachten Respekt zollt, versteht sich von selbst. Mono-Boss Takaakira Goto: „A.A. Williams is like a black swan that melts into the minor code. Her light-seeking breath is really beautiful. We wanted to collaborate and create a new kind of music that’s neither Mono or A.A. Williams“.
Woran die Japaner und die geladene Engländer dann allerdings erdenklichen anmutig scheitern, denn: Die beiden Stücke von Exit in Darkness klingen letztendlich weitestgehend exakt so, wie man es sich Angesicht der – gerade Live so offensichtlichen – stilistischen Schnittmenge der Musiker erwartet hat.
Weswegen Williams die Dinge auch ein wenig adäquater relativierend skizziert: „Taka and I found many points of synergy as we considered each other’s musical language. Not only did our methods and intentions complement each other, but we were also able to lead each other to new ideas. Exit In Darkness is a crystallisation of our priorities, to create something emotional and beautiful, and to stay true to our own musical identities whilst exploring new territory.”
Exit in Darkness ist vor diesem Hintergrund zwar eine relativ vorsichtige Platte geworden, allerdings nichtsdestotrotz ein Fallenlassen in etablierte Komfortzonen mit einem sanften Abtasten sich erschließender Möglichkeiten: Wo Mono ein Gefühl für weniger formelhaft funktionierende, subtiler inszenierte Arbeitsweisen zurückgewinnen und zudem die Ziele erreichen, die sie mit den Gesangsnummer Breathe auf Nowhere Now Here noch verpassten, während Williams auf der anderen Seite zumindest in Teilen lernt, ihre mitunter stets zu ähnlich zum Klimax führenden Spannungsbögen hier zu umgehen.
Der eröffnende Titelsong folgt der wogenden Melodie von Williams am Piano und es ist durchaus beeindruckend, wie dezent Mono sich in den Dienst der Sache stellen, dabei helfen den Song entlang der gängigen Postrock-Mechanismen (Streicherarrangements, voluminöser werdender Schlagzeugcrescendi) zu spannen, ohne jedoch an den klischeehaftesten Fallstricken zu scheitern. Es gibt keine Entladung, man beginnt sich irgendwann im Kreis zu drehen. Man kann insofern auf die ersten Durchgänge zwar enttäuscht davon sein, dass sich die Komposition im Endeffekt dafür entscheidet, von der Konstruktion her nur sein prägendes Motiv zu wiederholen, zu verdichten und aufzuschichten. Mit was für einer melancholischen Schönheit das aber passiert ist mit jedem Mal ein bisschen überwältigender: „But I need you to know/ You make me whole/ And I can’t let you be alone“.
Im folgenden Winter Light profitiert Williams sogar noch deutlicher von der eleganten Spielweise der Japaner. Mono agieren zurückhaltender, lösen ihre Zurückhaltung beinahe im Ambient, der durch die satten Orgel und Synth-Klänge stark an Mogwai erinnert. Die Vorzeichen sind insofern im Vergleich zum Titelsong vertauscht, denn nicht Williams gibt diesmal die Richtung vor, sondern Mono breiten einen zutiefst unaufdringlichen Klangraum voll zurückhaltend perlender Gitarren und sehr viel Atmosphäre aus, in die sich die Londonerin mit geschlossenen Augen legt, um in einem (perfekt betitelten) Meer aus konturloser Abstraktion zu treiben, die keine konkreten Formen erzwingt, aber gerade dadurch mit imaginativer Sanftheit umspült.
Auch wenn White Light mehr als alles andere eine in sich ruhende Meditation darstellt, bedeutet diese durch ihre Weigerung Spannungen zu entladen doch auch in gewisser Weise eine neue Unberechenbarkeit für Williams‘ Songwriting – nachdem sie selbst im Opener Mono eine emotional packende Unmittelbarkeit eingeimpft hat, die bei der Band aus Tokyo mittlerweile zu oft für eine schöngeistige Ästhetik ohne Substanz auf der Strecke bleibt.
Insofern ist Exit in Darkness eine Win/Win-Situation – allerdings mit Luft nach oben. Weil die EP auch aufgrund ihrer Trackanordnung ein wenig in der Luft hängend entlässt und es etwa interessant wäre auch zu hören, wie das Gespann agieren würde, wenn Mono ihre Rolle nicht „nur“ als Backingband von Williams interpretieren, sondern sich auch als kreativer Reibungspunkte anbieten würden. Gerne also mehr davon – nicht erst beim nächsten Jubiläums-Anlass.
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