Mogwai – The Bad Fire

von am 22. Januar 2025 in Album

Mogwai – The Bad Fire

The Bad Fire muss sich als Album nach dem unerwarteten, exakt zur richtigen Zeit erschienenen Erfolgswerk As the Love Continues gravierende Vorwürfe gefallen lassen. Strick drehen sich Mogwai daraus aber keinen, sondern liefern ein eklektisches Potpourri der Zugänglichkeit.

Eine Aussöhnung mit den Motiven des gerne unter Wert verkauften Rave Tapes. Das ist es mehr oder minder, was die Single God Gets You Back vorab ankündigte, indem der ideale Opener krautig in den Spacerock joggt.
Allerdings löst The Bad Fire dieses Versprechen nun nur zum Teil und relativ inkonsequent ein, weil sich die Schotten auf halbem Weg zur Routinearbeit  nicht wirklich aus dem Fenster lehnen wollen und stattdessen lieber den zuverlässigen Fan-Pleasers anbieten. Was man auf dem Level, den das Quartett so zuverlässig verwaltet, absolut machen kann.

Das gemütlich schwelgende What Kind Of Mix Is This? folgt als Standard seiner retrofuturistisch fiependen Gitarre und Fanzine Made of Flesh legt sich mit synthetischen Vocals samt  konventionellen Shoegaze-meets-Alternative Rock-Strukturen risikofrei ins von Richie Sacramento gemachte Bettchen – kompetent aufgetürmt, aber keinesfalls aufregend.
Das unendlich referentielle 18 Volcanoes zeigt My Bloody Valentine im Weltraum und ist vor Nostalgie strotzend („All this is over/ Future unfolded“) der bisher beste Ausflug von Mogwai in diese Gefilde. Das elektronisch infizierte Hammer Room verschränkt seinen tanzbaren Beat locker mit einem feiernden Groove, der sich immer nachdrücklicher durchsetzt und eine Art gelöste Club-Musik für optimistische Androiden im Sonnenschein überraschend zugänglich anbietet, bevor Lion Rumpus sich an Sine Wave erinnert, als wäre es ein Stadion-Song samt Soli unter einem interstellaren Action-Himmel. Ja, das alles ist schon tatsächlich das Upgrade zu Rave Tapes.

Weiter in die Komfortzone gehen derweil das überragende Pale Vegan Hip Pain, das als absolut wunderschöner Signature Song in stiller Sehnsucht als nachdenkliche Melancholie den Instant-Klassiker gibt, das mächtig zum epischen Krawall aufblühende If You Find This World Bad, You Should See Some Of The Others, welches danach als Machtdemonstration übernimmt, bevor die verträumt schwelgende Fantasie Fact Boy anmutig verabschiedet.

Und dann ist da noch Hi Chaos, die Achillesferse und der Zankapfel der Platte, an dem man die Mankos von The Bad Fire schmerzhaft vorgeführt bekommt. Der zweitgereihte Song nimmt die von God Gets You Back aufgebauten Spannungen nicht mit, sondern startet sie neu, wo die Dynamik der Tracklist ohnedies zerfahren ist. Als selbstreferentielle Schaulaufen im Raster von Songs wie Glasgow Megasnake gelingt es Mogwai hier nicht, mehr zu tun, als einen gediegenen 0815-Standard gemütlich verwaltend. Gerade zu diesem diesem Zeitpunkt der Platte schmerzt dies und zeigt, dass Stuart Braithwaite, Dominic Aitchison, Martin Bulloch und Barry Burns unter der Ägide von John Congleton im Zweifelsfall zur mutlosen Routine neigen und der Albbmfluss zudem einfach holprig ist.
Mogwai treten gefühlt zu oft auf die Bremse, wenn das zugängliche Songwriting die Dynamik angezogen hätte – und tun dies am gravierendsten eben gleich mit dem deplatzierten Langweiler Hi Chaos. Da hätte sich mit einem anderen Sequencing und der Non-Album-Single Boltfor weitaus mehr aus dem Material herausholen lassen.
In seiner offiziellen finalen Form ist The Bad Fire so zwar ein unrundes Ganzes – entlang seiner einzelnen Highlights läuft die Songsammlung als Kaleidoskop der Tugenden der vergangenen zehn Jahre selektiv konsumiert aber vielleicht öfter, als jedes andere Werk der Band seit The Hawk is Howling. Weswegen man guten Gewissens bei der Bewertung aufrunden kann.

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