Mogwai – Atomic
Durchaus auf Augenhöhe mit den regulären Studioalben der Schotten: Mit Atomic fügt sich eine weitere Soundtrack-Auftragsarbeit als logische Fortsetzung nahtlos in den klangmalenden Mogwai’schen Postrock-Kosmos ein.
Nach der Vertonung von Zidane: A 21st Century Portrait, der Mitarbeit an The Fountain: Music from the Motion Picture und der Untermalung der erst superben, dann grandios enttäuschenden französischen Serie Les Revenants widmet sich schottische Institution auf den 10 Songs von Atomic: A Soundtrack by Mogwai der klanglichen Untermalung von Atomic: Living in Dread and Promise Mark Cousins Dokumentation über atomare Energie in all ihren Erscheinungsformen und deren Auswirkungen – wir begegnen also Songtitel rund um Städte nahe Tschernobyl, aus dem Nuklearwaffen-Fachjargon oder den Hiroshima-Bomben.
Eine bedrückende Thematik zwischen Möglichkeiten und Unheil, die Mogwai atmosphärisch – und produktionstechnisch enorm stimmig umsetzen, indem sie den mit Rave Tapes eingeschlagenen Weg weiterverfolgen und verdichten. Gleißende Synthies und neongrell dröhnende Keyboardwälle dominieren die stets so beherrscht und konzentriert inszenierten Instrumental-Soundlandschaften. Gitarren spielen auf dem ersten Album ohne John Cummings nur noch eine sekundäre Rolle. Das synthetische SCRAM wirkt da mit seinen programmierten Beats gleich symptomatisch wie vollends aus der Steckdose gezogen und der Elektronik geboren. Auch stellvertretend für die in kompakte Szenen gegossene Energie der Kompositionen, die tatsächliche Ausbrüche und unkontrollierte Explosionen niemals zulässt.
In der so bedrückenden wie erhebenden Stimmung formen Mogwai einige der stärksten Songs ihrer jüngeren Vergangenheit. Das wahrlich erhebende Ether marschiert mit seinen Alphörner und flimmernden Gitarren Richtung Epik, während das ätherisch unter beruhigenden Strom stehende Bitterness Centrifuge diese typische melodische Hymnik aufbaut, die die zum Quartett geschrumpfte Band seit Mr Beast immer wieder kompakt beschwört. Nummern wie die beunruhigend ruhige Nervosität U-235, die bedächtig in den Himmel steigende Nebelwand Pripyat (mit seinem oszillierenden Gitarrenspiel), der mitternächtlich orgelnden Suspence von Weak Force oder das unheilschwanger dräuende Little Boy klingen dagegen eher so, als hätte John Carpenter den Soundtrack für Sunshine als gleichzeitig beklemmendes und hoffnungsschwangeres Kammerspiel erschaffen, wo kleine Ideen wie die versöhnlichen asiatischen Streicher in Are You a Dancer? für feine Nuancen im so homogenen Klangbild sorgen.
Dass Mogwai dabei ihren unverkennbaren Signaturen-Sound behalten und den Stücken Atomic dennoch einen ganz eigenen Charakter verleihen, spricht für sich. Und egalisiert auch beinahe den Fakt, dass die Band per se schon spannender und auf emotionaler Ebene packender ihren intensiven Score-Schleier ausgebreitet hat, oder dass die einzelnen Songs stets ein wenig frustrierend an der kurzen Leine hinsichtlich der eigentlichen Größe der Kompositionen scheinen – als wären hier riesige Szenarien in bissfertige Happen zurechtgestutzt worden.
Einigen wird uns also auf eine weitere (nahezu makellose) Mogwai-Qualitätsarbeit, wenn auch ohne überwältigenden Beigeschmack.
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