Modest Mouse – Poison the Well / I’m Still Here

von am 21. April 2019 in Single

Modest Mouse – Poison the Well / I’m Still Here

Die Aufmachung als Dreiecks-Vinyl ist das eigentliche Spektakel dieser Veröffentlichung, doch dahinter liefern Modest Mouse mit Poison the Well und I’m Still Here zwei archaische, frontal agierende, doch erst hinterrücks tolle neue Songs zum Records Store Day 2019.

Zugegeben: Strangers to Ourselves war gerade mit ein wenig mehr Abstand doch eine die Erwartungshaltungen an die Band grundlegend herabsetzende, ziemlich ernüchternde Gurke (für Modest Mouse-Verhältnisse zumindest). Nun von vornherein für eine aus dem Nichts kommende Single einen Betrag in der Näher der 30 Dollar für gerade einmal knapp 4 Minuten Musik zu verlangen (auch, wenn sie im auf 2000 Stück limitierten Dreiecksformat noch so schnittig aufgemacht sein mag), ist auch nicht besonders entgegenkommend. Trotzdem hat das Single-Doppel aus Poison the Well und I’m Still Here die grassierende Häme und den scheinbar allgemeinen Liebesentzug aus weiten Teilen der Modest Mouse-Fanscharen subjektiv nicht verdient.
Die zwei neuen Songs sind kompositorisch nämlich auch ohne inspirationstechnisch ambitioniertes Funkensprühen so simpel gestrickt und kompakt auf den Punkt gebracht, machen mit einer gewissen unkomplizierten, nun ja, Punk-Attitüde jedenfalls mehr Spaß, als nahezu alles auf Strangers to Ourselves und fühlen sich eher wie eine energischer kleine Frischzellenkur für die stagnierende-schwankende Diskografie der Band von Issac Brock an.

Poison the Well türmt sich dafür nur kurz widerborstig aufgerauht auf, rumpelt dann eher mit giftig nuschelnden, freundlich aufgedrehten Vocals ziemlich straight nach vorne und packt für Strophe, Refrain und die Bridge kleine, aber (gerade mit ein paar Durchgängen) enorm schmissige Melodien aus, verpackt den poppigen Indierock der Band wieder etwas knackiger als zuletzt. Mag das produktionstechnisch auch nur vorschützen weniger sauber zu sein, als das Material der Band in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten, wirkt der Charakter (wenn schon nicht schroffer, dann doch zumindest) wieder ein wenig kantiger auf den Hinterbeinen stehend, ohne die gefälligere Mainstreamkundschaft letztendlich zu vergraulen. Ein hartnäckiger Ohrwurm.
Noch schnörkelloser dann das stampfende I’m Still Here, das mit twistendem Rock beinahe ein 5os-Flair wie Royal Headache und Co.erzeugt (und über seine eindimensionale Rhythmusarbeit schon die Frage aufwirft, ob dies tatsächlich eine Band ist, die wahlweise mit zwei Drummern unterwegs ist, während Brock flapsig nebenher gestikuliert), kurzweilig nach vorne geht und verspielt bratzende Gitarren mit Reverb flirten und knarzen lässt. Viel bleibt von der effektiven Hook (einer früher wohl selbst als B-Seite ausgesparten kompositionellen Bagatelle) im Grunde nicht hängen, aber der schmissige Song ist nach 93 Sekunden ohnedies bereits wieder vorbei, bevor er seine minimalistische Idee erschöpft.
Vielleicht ist diese Kombination deswegen wirklich kein Grund, um blindlings in Euphorie zu verfallen. Doch geben Poison the Well und I’m Still Here von der Attitüde her die Richtung für ein etwaiges siebentes (offizielles) Studioalbum vor, ist der Hunger darauf hiermit wieder deutlicher geweckt.

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