Mitski – The Land Is Inhospitable and So Are We
Wunderbar sparsamer Indie-Folk: Die abgründig-neongrelle Party Laurel Hell ist vorbei. Nun ist es für Mitski Zeit, sich anhand von The Land Is Inhospitable and So Are We Wunden zu lecken.
„As I got older, I learned I’m a drinker/ Sometimes, a drink feels like family“ singt Mitski im Opener Bug Like an Angel und plötzlich erhebt sich ein 17 köpfiger Chor aus jener Einsamkeit aufbrandend, die die 33 jährige nur mit Gitarre und verwaschen in den Mix geschmiegter Stimme bis dahin gepflegt hat: Bass und Piano bleiben zurückhaltend und auch sonst dominiert ein intimes, filigranes Gefühl der Isolation, das Mitski mit Produzent Patrick Hyland in ungefilterter, emotionaler Offenheit und reduziert bleibendem Instrumentarium eingefangen hat.
„I don’t like my mind/ I don’t like being left alone in a room/ With all its opinions about the things that I’ve done“ heißt es später im zwischen Sharon van Etten und Father John Misty schwofenden I Don’t Like My Mind, das wie das sanft an märchenhafte Streicher geschmiegte Heaven, The Frost oder die verträumt schunkelnde Klavierballade My Love Mine All Mine ästhetisch so nahe an Country-Szenen von Angel Olsen ist, wenn diese durch den Weyes Blood-Filter beobachtet werden würden, um eine melancholische Romantik zu fühlen: es sei ihr „most American album„, mit „the theme of love“, verkündet Mitski.
Nach dem Beginn der Platte rund um den schrammelnd mit Synth-Patina dahinlaufenden, Singer-Songwriter-Folk von Buffalo Replaced mit seinem klimpernd hämmernden Finale, droht sich die Intensität von The Land Is Inhospitable and So Are We im Mittelteil dennoch ein wenig zu verlieren – nicht in einer harmlosen Nebensächlichkeit, doch die wirklich zwingend packend ist das dennoch noch bedingt.
Dabei gibt Mitski dem Gefüge stets interessante Impulse mit auf den Weg. Die pastorale, sakral andächtige Schwere von The Deal flaniert in die intime Einkehr, bevor das bedächtige When Memories Snow mit latenter Björk-Avantgarde in einen epochal-feierlich erleuchteten Festsaal schreitet. Star ist astral erblühender Ambient-Pop und I’m Your Man eine entrückte Fantasie an Gitarre mit naturalistischen Choral-Harmonien, dem I Love Me After You nicht nur einen hymnisch ausgebleichten Abspann in vager Shoegaze-Aura beschert, sondern The Land Is Inhospitable and So Are We auch im Ganzen einen runden Ausklang für einen stilistisch schlüssigen Stil-Wechsel, dessen Essenz bei aller Melancholie eine so simple wie schöne ist: „The best thing I ever did in my life was to love people.“
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