Misery Signals – Live In Isolation
Spät, aber doch, servieren auch die Metalcore-Überlebenden Misery Signals mit Live in Isolation noch ein Highlight der Pandemie-Streaming-Ära – auf Bandcamp oder als visuell ästhetische Abrissbirne.
Ende 2020 waren Misery Signals gerade erst mit ihrem Comeback-Album Ultraviolet wieder in Gang gekommen, da entfiel die Möglichkeit des Tourens bekanntermaßen aufgrund von Covid-19. Die damals gängige Notlösung für Bands – Live-streaming-Events – war für die örtlich verstreut lebende Gruppe zwar eine Herausforderung, aber machbar: „Captured remotely in two separate locations – the band’s American members and Canadian members unable to cross international borders during the lockdown“.
Von dieser Distanz ist derweil nichts zu spüren, auch wenn Live in Isolation die derartigen Mitschnitten übliche sterilen Ausstrahlung nicht wirklich abschütteln kann. Doch das macht nichts: die Produktion ist spitze und klar, die Performance der Band praktisch perfekt, druck- und kraftvoll, leidenschaftlich aggressiv und emotional so intensiv wie ausgewogen, Jesse Zaraska brüllt davor in Bestform, und die atmosphärischen Nuancen von Misery Signals wurden vielleicht noch nie derart einnehmend balanciert. Mehr noch: vor allem The Failsafe lässt da schon den Wunsch auf eine Neuaufnahme von Mirros keimen.
Aber auch das mit fünf Songs knapp die Hälfte des Sets dominierende Material von Ultraviolet gelingt so besser, zwingender und prägnanter, als in der Studioversion, weil Songs wie Old Ghosts sich nun wie alte Klassiker anfühlen, während das darauf ab( oder eher: herab)gestimmte ältere Material sowieso über jeden Zweifel erhaben ist: alleine das absolut epische Panorama von Set in Motion gerät überragend, auch die subtilen, aber so effektiven Synth-Texturen in die Auslage stellend, derweil die Spannweite von A Certain Death toll zur Geltung kommt, oder The Year Summer Ended in June sowieso wie ein purer Fan-Traum aufgeht.
Die ruhigeren Passagen des Sets (wie das fast postrockig schwelgende Worlds & Dreams) sind dazu gut gewählt, um die Dynamik der 43 Minuten von Live in Isolation stets spannend zu halten – ein bisschen ist das schon ein idealer Einstieg in das zeitlose Werk der Band für Neuankömmlinge.
„The concert is a time capsule from an emotionally charged moment that can be felt in this blistering, career spanning set featuring songs from all five Misery Signals albums.“ fasst das Quintett den Auftritt dann entsprechend, aber weitaus nüchterner zusammen, als sich die hungrige Motivation dahinter anfühlt.
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