Miles Benjamin Anthony Robinson – Lonesome, Handsome Man

von am 14. April 2024 in Single

Miles Benjamin Anthony Robinson – Lonesome, Handsome Man

Miles Benjamin Anthony Robinson schien als eine Hälfte des Drug Couple sein altes Leben samt Solo-Karriere hinter sich gelassen zu haben… bis nun aus dem Nichts kommend, satte eineinhalb Jahrzehnte nach dem zweiten Studioalbum Summer of Fear, plötzlich eine Single namens Lonesome, Handsome Man unter eigenem Namen erscheint.

Ein Ereignis, dass man nicht auf dem persönlichen 2024er-Bingo haben musste, das aber im Schulterschluss mit der Rückkehr von Thursday eigentlich schon jetzt die Nase vorne hat, was die am schönsten überrumpelnden Single-Comeback-Überraschungen des Jahres angeht.
Denn so sehr man Stoned Weekend (2022) und seine Trabanten auch ins Herz geschlossen haben mag, ist Miles’ eigenes Solo-Schaffen – mit zwei der besten Alben der 10er-Jahre – eben immer noch eine andere Liga bedienend, als die glücklichen Abenteuer des Ehepaares Robinson als Drug Couple. Und hier setzt Lonesome, Handsome Man nicht nur qualitativ an, sondern findet mit gesunder Ausstrahlung jenseits der destruktiven Ader von einst den Bogen an Summer of Fear vorbeireichend zur Attitüde des genialen selbstbetitelten Debüts von 2008.

Robinson fängt als Produzent (offenbar auch ohne seine TV on the Radio– und Grizzly Bear-Kollegen) das Studio-Flair nämlich spontan und mit organischer Nonchalance ein, macht sich selbst zum demonstrativen inhaltlichen Zentrum des Songs, und lässt das Instrumentarium wie instinktiv purzelnd um seine Vocals tummeln. Entspannt Drums poltern und ein Piano klimpert, der Bass hängt tief und später schippert der relaxte Groove gar flötierend zum Free Folk. Die charismatische Gesangslinie wirkt nur auf den ersten Blick unterwältigend, bleibt in ihrer leicht neben der Spur liegenden Eingängigkeit aber mit jedem Durchgang liebenswürdiger hängen, wächst und lebt eben vor allem vom Sound, der ein bisschen ungeordnete schrullig und instinktiv im Grunde einen klassischen Robinson-Song gedeihen lässt, etwas unberechenbares und spannendes, geerdetes und nahbares transportiert. Als könnte die gepflegte Melodie jederzeit aus dem Ruder laufen. Nur all das irgendwie gesünder und weniger selbstkasteiend, als auf dem Erstling.
Wo andere jedenfalls auf die Opulenz zusteuern würden, fasert Miles im charmanten Chaos aus, den Exzess mit Ecken und Kanten nur andeutend. Im Kontext eines gesamten Albums würde Lonesome, Handsome Man (zumindest in der aktuellen Euphorie, die diese Rückkehr auslöst) gefühlt durchaus noch soweit erblühen, dass er Teilstück eines zweiten Miles Benjamin Anthony Robinson-Meisterstücks sein könnte. Für sich stehend ist es ein grandioses Lebenszeichen, ohne Nostalgie an vergangene Tage anknüpfend und diese auf den neusten Stand bringend.

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