Mike WiLL Made It – Creed II: The Album
Mike WiLL Made-It trommelt für das Begleitalbum der Creed-Fortsetzung die Creme de la Creme aus seinem trendigen Portfolio zusammen. Ein rundum überzeugendes Album will das Großmaul der versammelten Rap-Prominenz aber nicht auf den Leib produzieren.
Weswegen ihm auch nicht gelingt, was beispielsweise Kendrick Lamar zu Beginn des Jahres auf dem ähnlich veranlagten Black Panther-Album oder (mit leichten Abstrichen) auch Future mit Superfly in ihrer jeweiligen Funktion als Kuratoren noch möglich war: Massives Namedropping unter einen Hut mit der Schnittmenge aus Quantität und Qualität zu bringen, indem man den Überbau durch kompositionell-kompetente Substanz stemmt.
Der Fairness halber sei Mike WiLL Made-It zu Gute gehalten, dass Rap-Alben paradoxerweise unter der thematischen Vorgabe einen Boxerfilm mit Originalmaterial zu begleiten (im Gegensatz zu dankbaren Compilations wie etwa dem Soundtrack für Creed selbst) offenbar generell eine schwierige Ausgangslage zu haben scheinen, kaum Schlagqualitäten abrufen kann – zumindest hatte schon beispielsweise Southpaw deutliche Schwierigkeiten in dieser Hinsicht, während unkonventionelle Annäherungen wie Jawbone doch ihren Reiz nutzten.
Dass ungeachtet dessen ein Lose Yourself oder Mama Said Knock You Out ohnedies öfter in Gym neben dem Ring laufen werden, sei indes dahingestellt.
Dass Creed 2: The Album nicht sein theoretisch vorhandenes Potential nutzt, hat dann ohnedies weitaus simplere Gründe: Der Mix der Platte ist ein lauter Clipping-Unfall, die immer wieder gesampelte Signatur von Mike WiLL Made-It erreicht phasenweise den Nerv-Faktor von DJ Khaleed und die Performance der beteiligten Hochkaräter auf der Gästeliste schwankt zudem zwischen solide abliefernder Klasse und latent unmotivierter Routine, während die Produktionen selbst weitestgehend kaum ambitioniert stets auf Nummer sicher gehend funktionieren, neben vielen guten bis sehr okayen Genre-Standards nur wenige tatsächliche Highlights – und gar keine ikonischen Ausnahmetitel – abliefern.
Nas und Rick Ross bringen Check trocken auf den unaufgeregten Punkt, referenzieren sinister im Westernflair zurückgelehnt zwischen The Roots und Tarantino, bis leise triumphale Fanfaren in den später jazzig angehauchten, organischen Track kriechen. Shea Butter Baby (Ari Lennox & J. Cole) ist eine wunderbar weich ausgebreitete, einfühlsame R&B-Ballade mit feiner Leadgitarre und das sauber übernehmende The Mantra wird von Pharrell geschmeidig und eingängig eingenommen, während der weiche Hintergrund latent psychedelisch blinkt und Kendrick Lamar den Flow so oft wechselt, dass man aus dem Staunen kaum rauskommt.
In homogen aufeinander folgenden Momenten wie diesen wird deutlich, was möglich gewesen wäre, hätte Creed II: The Album nicht die Tendenz zu einem unausgegorenen Clusterfuck von einer Platte, überlaufen von zu vielen Features und Entscheidungen, die selbst an sich starke Nummern mit frustrierendem Beigeschmack ausstatten. Runnin setzt A$AP Rocky, A$AP Ferg & Nicki Minaj über einem dramatischen Streichersample hungrig in Szene, erzeugt endlich mal Energie und Druck – und ausgerechnet dieser Nummer wird nach nur 2 Minuten einfach der Saft abgedreht, wo anderswo die dreifache Spielzeit mäandern darf. Midnight wiederum ist eine dieser dreampoppig-netten Esoterik-Elektro-Balladen, die Tessa Thompsons Charakter in den Filmen auspackt, die aber aus originärer Sicht streng genommen eben auch nur in einer Welt ohn FKA Twigs und Kelela eine Existenzberechtigung haben.
Trotzdem hält sich der Ärger ob der Kooperations-Ergebnisse doch weitestgehend in Grenzen, Creed II: The Album läuft gefällig nebenbei ohne unbedingten Ausfall – nur dass Vince Staples & Ludwig Göransson mit Ice Cold (Final Round) ein vielversprechend skizziertes Fragment abliefern, in dem der Ausnahmerapper nicht mehr tut, als unbeteiligt über einen Score-Baustein zu taumeln, der hinten raus mit generischen Beats dramatischer aufmacht, bleibt eine restlose Enttäuschung – Hauptsache die verkaufsfördernden Namen sind vertreten.
Ansonsten pendelt dich Creed II: The Album im zufriedenstellenden Trap-Einerlei ein, hoffiert Beinahe-Balladen wie den Sommerplaylist-Kandidaten Fate (Young Thug & Swae Lee) oder die schöne Pseudo-Tiefgründigkeit Watching Me (Rae Sremmurd & Kodak Black holen das Maximum aus einem schnell ergründeten Gerüst heraus) oder düsterer agierende Genre-Beiträge, die im Falle von F.I.G.H.T. (die Mumble-Fraktion Eearz, Gucci Mane, YG, Trouble, Quavo & Juicy J erfüllt ihren Job) hinter aufgesetzt agressiv-aufpeitschender Kante mehr bellen als beißen, und zudem bald in ihrer monotonen Endlosigkeit langweilen. Kill’em With Success (Eearz, Schoolboy Q & 2 Chainz) nutzt seine atmosphärisch chantenden Kinderchöre nicht und das an sich motivierende, thematisch pulsierende We Can Hit (Round 1) (Crime Mob & Slim Jxmmi) driftet über seine bald nervende Hook alsbald in den Hintergrund.
Bei derart viel Austauschbarkeit passt es dann auch, dass der Rahmen der Platte betont versöhnlich ausgelegt wird. Wo das gefühlte Doppel aus dem soulig erhebenden Synth-Rap Amen (Pre Fight Prayer) (Lil Wayne) sowie Do You Need Power? (Walk Out Music) vom deplazierten Liebkind Justin Vernon – der Bon Iver hier mit gospelgeprägten Handclaps zwischen 22, a Million und Big Red Machine ziellos pluckern lässt – stimmungsvoll erföffnet, entlassen Bless Me (Demo) (Ama Lou serviert gelungenen Zeitgeist-R&B ohne unbedingte Stärken oder Charakterzüge) und das angenehm-beliebige Love Me Like That (Champion Love) (Ella Mai) ohne jegliche Spannung, Adrenalin oder intensive Emotionen. Symptomatisch dafür, wie Mike WiLL Made-It das Szenario um das mutmaßliche Boxerspektakel Creed II ganz generell interpretiert. Szene-Freunde
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