Migos – Culture

von am 11. Februar 2017 in Album

Migos – Culture

Dem Hype um Culture, das Zweitwerk von Quavo, Takeoff and Offset konnte man sich vorab kaum entziehen – spätestens nicht, als Donald Childish Gambino Glover im Zuge der absolut verdienten Golden Globe-Auszeichnung für das großartige Atlanta die Vorabsingle Bad and Boujee als besten Song aller Zeiten pries und Migos als die Beatles dieser Generation feierte.

Und nun – was ist letztendlich dran an Culture? Um es vorwegzunehmen: Natürlich nicht soviel, wie die absurd überschwänglichen Vorschusslorbeeren in Aussicht stellten. Aber genug, um selbst Trap-unauffine Hörer zum Diskutieren zu bringen und nebenbei von gewissen Qualitäten zu überzeugen.
Denn hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass Onkel Quavo, Neffe Takeoff und Cousin Offsett als Brachial-Stilmittel hinter jede (!) verdammte (!!) Zeile bisweilen arg nervende Adlips nachwerfen müssen (egal ob nun Silbe, Wortwiederholung oder sinnbefreites Trademark-Nonsene – siehe etwa gleich im catchy einleitenden T-Shirt: „Young nigga poppin‘ with a pocket full of cottage (ayy)/ Woah kemosabe, chopper aimin‘ at your noggin (ayy)/ Had to cop the Audi, then the top, I had to chop it (skrt skrt)/ Niggas pocket watchin‘, so I gotta keep the rocket (grrah)„) und realisiert, dass das charakteristische-polarisierende Trio über die Black Culture in Atlanta abseits von schnell ermüdenden Genre-Plattitüden und Szene-Pot-Nichtigkeiten wenig bis nichts zu erzählen hat, funktioniert Culture durchaus geschmeidig entlang einer kosnequenten Attitüde.

Dann sticht Bad and Boujee in seinem unangestrengt den Wellengang machen, motorischen „Rain Drop/Drop Top„-Flow zwar immer noch ein wenig aus Culture hevor, doch liefern Migos über (vielleicht um das Quäntchen zu gleichförmige) 60 Minuten immer wieder Ausbrüche nach oben: Das sein Klavierloop entspannt auf einen Orgelteppich ausbreitende Call Casting etwa, oder das mit Streichern arbeitende Big On BigBrown Paper Bag gibt sich dagegen verträumt und das ebenso melancholisch treibende Kelly Price hat über zu lange sechs Minuten Spielzeit zudem auch noch Kumpel Travis Scott im Schlepptau. Die angenehm frisch daherkommenden Beats und die atmosphärische High End-Produktion  sind dabei mitunter so gefinkelt und gleichzeitig mühelos aufzeigend, wie sogar die massigen Autotune-Einsätze doch stilvoll im dann und wann zu formelhaft repetitiven Gesamtbild aufgehen. Zudem bleiben inmitten der gewohnt entspannt-tighten Performance schlichtweg deutlich mehr Hooks und Melodien hängen, als noch auf dem durchwachsenen Vorgänger Yung Rich Nation.
Culture läuft damit in Summe entlang einiger Highlights und weniger generischer Szenen kurzweilig durch, weswegen objektiv für Trap-Kenner ja eventuell durchaus etwas dran sein kann, in den drei hippen Migos die Heilsbringer des Subgenres zu hören – subjektiv zünden die 13 Tracks hier in kleineren Dosen und ohne Blick auf die Nachhaltigkeit jedoch am besten. Skrt, skrt.

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