Mighty Oaks – Howl

von am 7. März 2014 in Album

Mighty Oaks – Howl

Ein Engländer, ein Italiener und ein Amerikaner machen in Berlin gemeinsame Sache – was dann eine geradezu bedrohliche Pointe haben soll: „die deutschen Mumford & Sons„!

Denn mag man sich etwas schlimmeres vorstellen als ein Abziehbild eine der überbewertetsten Band der letzten Jahre? Ganz so heiß gegessen wie  vollmundig serviert wird diese Androhung  auf ‚Howl‚ dann natürlich nicht. Sicher darben mit Akustikgitarre, Banjo und Ohohoooo-Harmoniegesängen ausstaffiert stampfende Songs (vor allem das durchaus charmante ‚Seven Days‚, das in der letzten Minute allen Kredit plump verspielende ‚You Saved My Soul‚, ‚Horse‚ oder dem regelrecht blaugepausten ‚Back to You‚) förmlich in der Sehnsucht es den großen Vorbildern rund um Carey Mulligan’s Gatten nachzumachen, wenn nötig gar auf gar anbiedernd plakative Art und Weise. Mighty Oaks öffnen sich jedoch auch anderen zeitgenössisch angesagten Szenebands und heimsen im sich zwangsläufig omnipräsent aufdrängenden Vergleich mit Mumford & Sons unmittelbar einen kleinen Pluspunkt ein: das multinationale Trio schreibt Songs nicht nur auf eine einzige Art, sondern variiert seinen käuferschichtenorientierten Baukastenfolk zwischen schunkelndem Singalongpop-Melodien (‚Brother‚), abwartender Bon Iver-Fahrigkeit (‚Courtyard In Berlin‚) und romantischen HD Bildern von Lagerfeuerszenarien aus Damien Rice’s Schlafzimmer (‚Shells‚).

Noch ein Unterschied: wo Mumford und Co. mit dem penetrant eindimensionalen ‚Sight No More‚ und dem aufgewärmten (an dieser Stelle gnadenlos überschätzen Nachfolger) ‚Babel‚ den Grad hin zum absoluten Nervfaktor immer wieder mühelos übertreten, bleiben Ian Hopper, Claudio Donzelli und Craig Sanders lieber auf der sicheren Seite – wenn auch mutmaßlicherweise ungewollt. Zu blass, beiläufig und belanglos plätschert ein Großteil der versammelten 41 Minuten in Summe dahin, als dass sie einen gravierenden Eindruck hinterlassen könnten. Man hört, dass die Band die Platten von Tallest Man on Earth unzählige Male gehört haben dürften (‚Just One Day‚), dass Mighty Oaks First Aid Kit wohl süß finden und Dry the River zu punkig, das inzwischen verblasste ‚My Head is an Animal‚ auch von jenen Leuten gehört wird, an die Mighty Oaks rankommen wollen. Die richtigen Vorbilder hat man also weitestgehend – unnötig aber, dass  ‚Howl‚ hinter all den genüsslich bedienten Klischees und Stilmitteln nur selten gänzlich unkalkuliert klingt – die Platte bleibt zu jedem Zeitpunkt radiotauglich geradegebogen und schlimmstenfalls an der Grenze zur Identitätslosigkeit glattgeschliffen: austauschbar.

Noch eklatanter ist da nur, dass Mighty Oaks die durchwegs angenehmen aufgefahrenen, schönen Melodien und Hooklines immer brav mit dem Strich bürsten, konsumfertig servieren (selbst im Midlake-inspirierten Finale des Titelsongs oder dem letztendlich ergebnislos verpuffenden ‚When I Dream, I See‚ gilt: nur nicht die 4 Minuten Marke sprengen!) und die generell niedrig gehaltenen Spannungskurven lieber vollends abwürgen, bevor die dahindümpelnde und unaufdringliche Hintergrundbeschallung den Rahmen sprengen könnte.
Sicher: ‚Howl‚ ist eine furchtbar mutlose Platte geworden, eine hoffnungslos den klar zu erkennenden Vorbildern hinterherhechelnde und um Anerkennung buhlende – womit auch außer Frage steht, dass Freunde der referenzierten Band hiermit durchaus glücklich werden könnten. Arrangements und Songwriting werden nach Zahlen gemalen, der Pathos hält sich dafür angenehm im Hosentaschenformat und versierte Genremusik braucht vielleicht auch keine eigenständige Inspiration, wer weiß. Tatsächlich verabscheuen wird dieses Erstlingswerk dann allerdings ohnedies niemand, was wiederum absolut bezeichnend ist: weil das zielgruppenfixierte ‚Howl‚ ohne Wagnisse einfach niemandem weh tun will und letztendlich nur auf nette Art und Weise egal ist.

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