Michael Kiwanuka – Small Changes

von am 25. November 2024 in Album

Michael Kiwanuka – Small Changes

Unspektakulär hochklassig: Michael Kiwanuka macht es sich fünf Jahre nach seinem selbstbetitelten Ausrufezeichen mit Small Changes in einer Easy Listening-Komfortzone gemütlich.

Nach dem relativ variablen, auch immer wieder aus sich herausgehenden Vorgänger schaltet der smoothe Soul des 37 jährigen Briten für das vierte Studioalbum in einen behaglichen Zen-Modus, schmeichelt den Gehörgängen und betört die Seele. Weniger vielseitig zwar, aber mehr bei sich selbst, bettet sich das bescheiden bleibende, unaufgeregte und minimalistisch gehaltene Songwriting in den warmen, weichen Sound der sanft groovenden Danger Mouse / Inflo-Produktion in ihren geschmackvoll-subtilen Arrangements, wodurch Small Changes mehr als alles andere vor allem unendlich angenehm zu hören ist. Mitunter zugegeben auch auf eine beiläufige Weise, die den 40 Minuten eine gewisse Hintergrund-Gefälligkeit zuspricht. Doch tatsächlich lässt vor dem einfach wunderbar gefühlvoll unarmenden Closer Four Long Years  höchstens das letzte Drittel der Platte ein klein wenig auf wohlwollenden Durchzug schalten, nachdem Follow your Dreams ein paar retrofuturistische Synth-Tupfer im organischen Retro-Vibe spendiert hat, um In Rainbows auf die gleiche Weise wahrzunehmen, wie Lianna La Havas: Live For Your Love legt eine schöne Routine an den Tag, Stay By My Side führt eine subversive Hibbeligkeit in die kontemplative Ruhe des Albums und wäre relatives Füllmaterial immer derart anmutig wie The Rest Of Me, wäre die Welt ein besserer Ort.

Dass Small Changes hinten raus etwas weniger fesselt, liegt aber zu einem Gutteil auch daran, dass Kiwanuka der Einstieg und mehr noch der Mittelteil der Platte absolut fabelhaft gelingt.
Floating Parade folgt dem Moon Safari-Bass von Pino Palladino und akzentuiert auch am Klavier, der Titelsong webt einen wohltemperierten Chor sowie ein ätherisches Gitarrensolo in seine Wohlfühlzone. One And Only beginnt, als wäre ein alter Eels-Klassiker die Grundlage eines unverfänglichen Ohrwurms mit zauberhafter Strophe und das jazzige Rebel Soul macht den meditativen Tauchgang in die perlend-schwelgende Welt von Radiohead. Der erste Part von Lowdown holt mit der griffig wattierten Kompaktheit einer geschmeidigen Rhythmussektion samt Orgel ab, bevor der instrumentale Part II als gedrosselter Abspann in orchestraler Nostalgie an Pink Floyd denkt.
Insofern mag es schon richtig sein, dass Small Changes glatter, reibungs- und kantenloser als nötig auch als Soundtrack beim Bügeln, bei gepflegten Brunch-Zusammenkünften oder im stressfreien Supermarkt-Szenario niemandem wehtun wird. Kiwanuka öffnet dank seiner fabelhaften Stimme und rundum unspektakulär schönen, fein nuancierten Songs hinter dieser Ebene mit viel Gefühl jedoch stets den nötigen Tiefgang, um sich heimelig in die Ausstrahlung von Small Changes kuscheln zu können.

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