MGMT – 11•11•11
Am 11. November 2011 spielten MGMT im Guggenheim Museum in New York ein 45 minütiges Set im Rahmen der Ausstellung von Maurizio Cattelan. Dieses erscheint nun, genau elf Jahre später, als das Livealbum 11•11•11.
„We’re creating a musical experience that works for the building and for the construction and presentation of the Cattelan exhibit. It’s an art exhibit done in a completely original way, so it deserves music which is completely original.” erklärten Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser seinerzeit, um das einmal gespielte Material daraufhin in den Archiven verschwinden zu lassen.
Ein Jahr vor dem genialen Paradigmenwechsel Congratulations und zwei vor dem unausgegorenen Diskografie-Lowlight MGMT zeigt 11•11•11 das Duo jedenfalls in einer ambivalenten Form, indem die ohne Spannungsbogen vor allem äußerst unterwältigend entlassende Live-Installation zwischen tollen Momenten und kaum interessanten Leerlauf nahtlos mutiert.
Im ambienten Erwachen der entrückten Neo-Psychedelic, losen Art-Pop-Flirterei und wabbernden Indietronic sind die langen, mit ausführlicher Spielzeit bemessenen Segmente und Passagen die besten der Platte, weil man in ihnen ergiebig eintauchen kann, die Space-Synthies, skizzierten Melodien und unaufgeregten Rhythmen am hypnotischsten zu Werke gehen, wie sie sich phasenweise am gedankenverlorenen Gesang entlanghangeln.
Gerade das tolle Herzstück Tell It to Me Like It Is pulsiert als angenehm entspannte R&B-Annäherung so relaxt, läuft dösend zwanglos und latent transzendental als krautiger Jam dahin, um dort mit I Am Not Your Home fast deliriant-orientalisch zu verblassen. Who’s Counting schraffiert seine Ästhetik mit kontemplativen Post-Punk-Facetten und pflegt eine somnambule Melancholie in der Abwärtsspirale zur märchenhaften Dystopie, bevor Under the Porch als countryeske Elegie nirgendwohin schippert. Whistling Through the Graveyard schunkelt wich sehr nett als kammermusikalischer Kindergarten-Ausflug am ja, bonbonfarbenen Friedhof, ist aber wie das meiste hier als unverbindliche Fingerübung zu belanglos.
Während die ruhig und bedächtig fließenden Klangwelten als mäandernde Stimmungstapete voller nicht zu Ende gedachter Ideen-Collagen sicher nicht unangenehm sind, funktioniert 11•11•11 gerade in Summe weder über ein zwingendes Momentum, noch über eine nachhaltige Faszination: alles plätschert gefällig, ohne (abseits der Release-Geschichte des Mitschnittes) wirklich erinnerungswürdige Eindrücke zu hinterlassen – wird sich für Hardcore-Fans, die sicherlich ihre Freude hieran haben werden, aber vielleicht sogar ein klein wenig wie die Archivsichtung des Heiligen Grals anfühlen. Das geht für alle durchaus sehr okay.
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