Metz – Metz II
Metz machen auf ihrem Zweitwerk kompromisslos dort weiter, wo ihr Debütalbum vor drei Jahren schon so erfrischend Krach und Krawall ausgeteilt hat. Die richtige Attitüde und Ästhetik können diesmal aber nicht die vorhandenen Schwächen der Band beim Songwriting verdecken.
Mittlerweile hängen bereits zwei Köpfe ausgelaugt am Albumcover, ein Sinnbild für die anhaltende Konsequenz der Band aus Ontario. Immer noch kracht das Trio mit voller Lautstärke und ohne falsche Zurückhaltung mitten rein in die Schnittstelle aus Noiserock, Punk und Grunge, aus potentieller Amphetamine Reptile Records-Tauglichkeit und reellem Sub Pop-Vertrag, aus der Verinnerlichung von Nirvana’s ‚Bleach‚-Platte und den poppigsten Momenten von The Jesus Lizard; serviert also ein gefundenes Fressen für all jene, denen Pissed Jeans zu wenig Griffigkeit besitzen, Future of the Left dafür zuviel Hintergründigkeit und Young Widows oder vor allem die abgedrehten Irren von White Suns gar zu heftig ballern.
Metz transportieren ihren Sound weiterhin roh und hart, verweigern sich der ultimativen Zugänglichkeit, ohne wirklich abweisend zu sein. Auch ‚Metz II‚ ist damit eine ganz wunderbar ungezwungen austeilende Platte geworden, um 30 unnachgiebige Minuten den Kopf freigeschossen zu bekommen, konsequenzlosen Spaß am hemmungslos nörgelnden Radau zu haben, die eigenen vier Wände wohldosiert austickend zu zerlegen oder sich schlichtweg in die konservierten Energie die Kanadier fallen zu lassen.
Im zweiten Anlauf auf Albumlänge fällt dann allerdings eben auch deutlicher auf, dass Metz inmitten der kraftvollen Ausrichtung und Inszenierung mehr noch als ihre nahverwandten Kollegen in reine Funktionsmusik zelebrieren, zielstrebig und knackig sicherlich in ihrer ungestümen Art und Ausstrahlung, jedoch beinahe ausnahmslos auf das zwingende Momentum setzen und abseits des richtigen Augenblicks mit der ständig gleichen Herangehensweise an die wundgerieben, in Grund und Boden geprügelten Melodien abseits des röhrenden Sounds nur wenig Flexibilität im Songwriting parat halten.
Aus den 10 versammelten Nummern stechen deswegen nur vereinzelte Augenblicke hervor, wenig bleibt im stetigen Rausch der ähnlichen Aufbauten und Strukturen langfristig hängen – das spannungsintensivierende Rhythmusdurchatmen im mit viel Hall pushenden ‚Nervous System‚, das würgende Bass-Riffing aus ‚Acetate‚ oder das heavy einschlagende ‚Landfill‚ etwa.
Weil der Impulsivitätsgrad dabei zu jedem Zeitpunkt stimmt, wird ‚Metz II‚ zwar zu keinem Album werden, das man etwaigen Genrekollegen – oder seinem direkten Vorgänger – vorzieht, sehr wohl aber zu einem halbstündigen Brecher, dessen sporadisches Wiederhören so kurzweiligen wie explosiven Spaß im gelungenen Wechselspiel aus räudigem Zuckerbrot und gemeiner Peitsche bereiten wird. So sehr sogar, dass es im Rausch der Unmittelbarkeit gar nicht weiter ins Gewicht fällt, dass Metz seit ihrem Einstand 2012 im Grunde keinerlei Entwicklung durchgemacht haben. Noch einen derartigen Aufguss der bewährten Formel wird es dann allerdings trotz aller (diesmal noch einmal) mitreißender Konsequenz wohl eher nicht brauchen.
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