Methwitch – Indwell

von am 24. April 2020 in Album

Methwitch – Indwell

Cameron McBride bleibt ein kaum zu bremsender Eklektizist und steigert sich auf Indwell, dem dritten Album als Methwitch, in seinen bisher wohl radikalstes Gemetzel aus Deathcore-, Grind-, Beatdown-, Industrial-, Mathcore- und Nu Metal-Sprengfallen.

Wer den chaotischen Wahnsinn des Mannes aus Albuquerque (der einmal mehr für Vocals, Bass, Gitarre und Drumprogrammierung im Alleingang verantwortlich zeichnet) über die beiden Vorgängeralben Rotting Away und Piss ebenfalls verpasst hat, kann trotz akutem  Schleudertraumas beim Erstkontakt für Indwell dann zumindest folgende Referenzpunkte ins Auge fassen: McBride dürfte die erste Job for a Cowboy-EP direkt zwischen dem Output von Car Bomb und Frontierer geparkt haben; er hält seine Sozialisation mit dem Slipknot-Debüt ohne Nostalgie aber viel anhaltender Leidenschaft hoch; er betrauert das Ende von The Dillinger Escape Plan wohl immer noch, freut sich aber noch ausgelassener über die Rückkehr von The Number Twelve Looks Like You, während er die elektronischen Reibungspunkte zwischen Full of Hell und The Body durchaus schätzt.

Derart verortet klingt Indwell in etwa, in seinem übermütigen Slam aus guttural-kotzendem Gegrunze, psychotisch am Rad drehenden Fauchen und schweinisch quiekenden Schreien mit hirnwütig sich selbst kasteiender Verzweiflung. Die Gitarren schmettern Riffs und fiepen im spitzen Whammy-Wahn, glitchende Elektro-Störgeräusche attackieren die martialisch programmierten Rhythmen. Und brutal-konsequenter als etwa im Sahnestück Teeth Like Nails (einen Aushängeschild mit Alex Sterling auf der Gästeliste).
Methwitch macht dabei ebenso wenig ein Geheimnis aus seinen Einflüssen, wie er sein unberechenbares Mash Up innerhalb dieser hinausposaunten aus dezidiert archetypischen, auch formelhaften und klischeeverrückten Versatzstücken zusammensetzt: Indwell ist als bewusster Drahtseilakt zur Überzeichnungen jedoch kein orientierungsloser Kopisten-Mahlstrom, sondern setzt im Verlauf immer wieder smarte Akzente, die auch den Brückenschlag zu Bleach Wave demonstrieren.

Am deutlichsten passiert dies in Ashen, wenn plötzlich der Alternative Rock der 90er die Zügel übernimmt, der Refrain am Pathos nascht und die Gitarren eine Patina bekommen, als würden die Smashing Pumpkins im Stadion solieren. Spiral wiederum setzt neben seinem Klargesang sogar noch auf einen Kinderchor, der im Sperrfeuer des Horror-Score untergeht. Und bevor diese Ideen im episch ausgelegten Finale des melodischen Midtempo-Klimax Exhale (Last Breath) münden, darf das Interlude They Stare Back dem Industrial-Hip Hop einen Albtraum bescheren.
Dass all dieser Übermut nicht aus dem Rahmen fällt (der mit 56 Minuten dann doch ein wenig zu ausführlich geraten ist) passt dann durchaus zum grotesk übersteigerten Charakter dieser Platte, für die man definitiv auch eine gute Portion anachronistisches Wohlwollen mitbringen muss.

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