Metallica & The San Francisco Symphony – S&M2
Metallica wollen in konzertfreien Zeiten der Corona-Pandemie offenbar nicht bis zum lukrativen Weihnachtsgeschäft mit der Veröffentlichung von S&M 2 (together again mit dem The San Francisco Symphony-Orchester) warten. Auch okay.
Das Zusammentreffen mit Michael Kamen und The San Francisco Symphony war trotz einer Verankerung im kollektiven popkulturellen Gedächtnis 1999 ziemliche Grütze, wenngleich ein Lehrbeispiel dafür, wie wenig symbiotisch das nicht Mit-, sondern Nebeneinander aus Band sowie Orchester geraten kann.
Zwanzig Jahre später haben sich die Rahmenbedingungen ein wenig geändert – das Orchester agiert nun (weitstgehend) unter der Leitung von Michael Tilson Thomas, die mitgeschnittenen Konzerte selbst fanden an zwei Abenden des ausklingenden Jahres 2019 im Chase Center statt.
Zudem versuchen Metallica besser auf die Gegebenheiten einzugehen, S&M 2 will statt einer wenig organischen Begleitung deutlicher auf Synergie und Interaktion setzen, mehr Kollaboration zwischen zwei gleichwertigen Parteien sein, weswegen The San Francisco Symphony auch etwas mehr Raum zur Entfaltung und zum Dialog bekommt. Phasenweise führt dieser Ansatz auch wirklich zu einem stimmigeren Ergebnis als noch auf Part 1, hebt Highlights der Platte wie The Call Of Ktulu doch auch über das Pastiche mit Gimmick, obgleich die Zusammenarbeit mangels wirklich spannender Ideen bei den Arrangements trotzdem immer noch ein wenig zu forciert und erzwungen wirkt.
Überhaupt ist S&M 2 vor allem und mehr als alles andere eine frustrierend mutlose Angelegenheit geworden.
Knapp die Hälfte der 22 aufgefahrenen Tracks – und vor allem der Hit-gespickte Abgang – wärmt Stücke neu auf, die bereits Teil 1 zu bieten hatte. Dazu gesellen sich eine Handvoll an Interludes und Orchesterauswüchsen, sowie eine von Kontrabassist Scott Pingel eindrucksvoll dargebotene Verneigung vor Cliff Burton in Form von (Anesthesia) Pulling Teeth – der einzige neue Song auf der Setliste übrigens, der aus der Zeit vor 1999 stammt.
Material der seinerzeit noch nicht veröffentlichten Studioalben funktionieren im Kontext , wirken allerdings auch wie Nummer-Sicher-Varianten, daher wohl die wenigsten auf zusätzlich polarisierende Beiträge des gerade in diesem Umfeld so viel Potential zur Reputationsreparatur gehabt habenden St. Anger (einer durchaus schönen Variante von All Within My Hands), Death Magnetic (das öde The Day That Never Comes sowie James Hetfield ein bisschen verloren im rein orchestralen The Unforgiven III mit schön süffigen Finale) oder Hardwired…To Self-Destruct (ein aufbrausendes Confusion, das stellenweise dramatisch aufgehende, in Summe aber bemüht ausgeschmückte Moth Into Flame und das gelungene Halo On Fire) gewartet haben dürften. Obligatorische weitere Kritikpunkte mit Bart (stimmliche Schwächen bei Hetfield und ein gewohnt aufdringlich-dilettantischerer Lars etwa) gehören dann ebenso zum genormten Programm wie die grundlegende Kompetenz der souveränen Liveband Metallica, die knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit dann doch vor allem ermüdend aus einem niemals wirklich spannende Reibungspunkte auftuenden Begleitkonzert entlässt.
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