Mephistofeles – Violent Theatre

von am 30. Oktober 2022 in Album

Mephistofeles – Violent Theatre

Das (beschissene? geile? beschissen geile?) Artwork außen vor: Mephistofeles putzen die Songs von Barely Alive für ihr viertes Album Violent Theatre ein klein wenig im Studio heraus.

Freilich sticht auch diesmal das für den Wizard of Meth doch eher untypische Cover zuerst ins Auge (nun aber im Gegensatz zum Live-Teaser natürlich nicht aufgrund seiner dezenten Ausrichtung), doch auch ganz allgemein hat das argentinische Trio (Gabriel Ravera himself, Bassist Magic Fingers und Drummer Ivan Sacharczuk) an seinem Sound kleinere Stellschrauben nachgedreht: Etwas besser, weil räumlicher produziert, als bisher und dabei um eine rundere Album-Dramaturgie bemüht, ist das zwar immer noch der typische im Stoner, Doom, Heavy Psych und Garage verortete Primitivismus von Mefistopheles, allerdings entfernen sich Nahverwandte wie Uncle Acid dann heimlich aber doch immer mehr aus dem direkten Einflussbereich, während die unverrückbare Sabbath-DNS zu Witchfinder General, King Diamond, Kyuss, Monster Magnet oder Witchcraft tendiert.

Mit ein bisschen vogelfreier Fantasie klingt das groovende The Meaning of All Evil insofern gar als hätten White Zombie einen breitbeinigen Hardrock-Headbanger mit dem jungen James Hetfield kochen wollen, oder Chapel Sins, als würden Marilyn Manson und John Garcia in einem versifften Bikerschuppen um eine beflehende Hook gniedeln, derweil Die in Vain die smoothe Heaviness von Unida rumorend zu einem monotonen Ohrwurm schiebt, der sich ein ambientes Suspense-Outro gönnt. Oder so.
Das melancholisch gedrosselte, fast viertelstündige Communion of the Vile lässt sich verträumt von seinem melodischen Bass führen, bevor man stoisch und mit smoother Zähheit zum exzessiven Jam samt freidrehenden Saiten, Klavierideen und sogar einem vierminütigen (zugegebenermaßen eher semigeilen, wohl eher augenzwinkernd gemeinten) Bonham-Gedächtnis-Drum-Solo abbiegt, in dem das archaische Aushebeln des Pragmatismus als Statement verstanden werden darf: Mephistofeles haben ihren Horizont verschoben und tasten sich mit einfach gestrickten gebliebenen Verhaltensmustern dorthin.

Das alles mag dann deswegen auch letztendlich nicht so markerschütternd vom bisherigen MO der Band abbiegen, wie es sich nach den herbeifantasierten Referenzen hier anhören mag – die weitläufiger gewordenen Assoziationen verdeutlichen aber, dass Violent Theatre das Album einer Band geworden ist, die merklich wachsen wollte und dies in ihrem überschaubaren Kontext auch getan hat.
Dass Mephistofeles dabei ihr mit Whore, (((I’m Heroin))) und Satan Sex Ceremonies rekrutiertes Stammklientel vergraulen könnten, steht dabei ohnedies nie zu befürchten – dafür sorgt alleine der ansatzlos abholende Rahmen der Platte, in dem die fulminant geile Gitarenarbeit, das an sich präzise Schlagzeugspiel (das halt nicht für Soli geschaffen ist) und der bewegende Bassgroove wohlüberlegte Melodien arrangieren – denn nein, so banal hingerotzt, wie das auf den flüchtigen Blick scheinen kann, ist das schon eingangs nicht, wenn das stimmungsvolle Buried in Worms heavy über den sumpfigen Rhythmus pflügt und heult, oder Frustrated herrlich assig röhrend und grandios wuchtig brettert.
Alleine dass Last Will und Damnation or Salvation? im letzten Drittel eher starke Standards sind, die nichts unbedingt essentielles mehr an den Tisch bringen, in ihrer Unterhaltsamkeit aber das etwas zu lang geratene Werk dennoch bereichern, spricht dann ohnedies für die Klasse dieser Ausnahmeband, für die man in der richtigen Stimmung sein muss – die dann aber den Hebel effektiver (und nun auch, nun ja, breiter als je zuvor) ansetzen.

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