Maya Hawke – Clipped Wings
Der voreingenommenen, wenig objektiven Erwartungshaltung, dass außer den loyalsten Fans kaum jemand einen Outtake-Nachsatz zu Chaos Angel gebrauchen dürfte, erteilt Maya Hawk überraschend eine Lektion: die Clipped Wings EP sticht das Album-Mutterschiff locker aus.
Das mit 12 Minuten angenehm kompakte bemessene, praktisch von vornherein weniger Raum für langweilende Übersättigung zulassende Format kommt der 26 jährigen dabei freilich entgegen: Wo das Songwriting der vier Nummern von Clipped Wings grundlegend markanter ausgefallen ist, als jenes auf dem Langspieler Chaos Angel, kann hier nun auch kaum Füllmaterial die Summe verwässern.
Das vom Klavier (und ausnahmsweise Levon Hawke anstelle der sonstigen Indie-Experten als Co-Komponisten) geborene Kamikaze Comic hat die Sympathien jedenfalls unmittelbar auf seiner Seite, gleitet mit einer charmanten Hook in den geschmeidigen Folk Pop, schummelt später sogar eine quietschende Gitarre in den Hintergrund und setzt damit ebenso interessante Akzente wie Jack London, das verträumt plätschernd maschinell aufheulende Schemen passiert, und einem fast rappendem Benjamin Lazar Davis ebenso behutsam Platz bietet, wie einem relativen Solo.
You Won’t Fell a Thing schippert dagegen als bittersüßes Gitarren-Geplänkel rhythmisch akzentuiert in der Hawk‘schen Komfortzone, überzeugt mit einer assoziativ vertrauten Melodie wie aus einem alter Familienfilm oder einer in der Erinnerung verschwommenen Komödie entlehnt, während das angenehm zurückhaltend und subtil angelegte New For One in der gewohnt harmlosen Christian Lee Hutson-Produktion mit einer bluesigen Herzigkeit flirtet, und seine unscheinbare Niedlichkeit im Kontext von Clipped Wings als Stärke auslegen kann, wo der Song auf Chaos Angel wohl untergegangen wäre.
Mit dem Überraschungsmoment als Rückenwind kann da insofern guten Gewissens aufgerundet werden, was die Wertung angeht.
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