Matt Skiba And The Sekrets – Babylon
Dass Matt Skiba sich auch gerne abseits des Alkaline Trios verausgabt, ist nichts Neues mehr. The Sekrets ist aber das erste seiner Projekte, dass sich musikalisch zumindest auf Platte nicht für diese Abtrünnigkeit rechtfertigen kann.
Nach Soloausflügen, Heavens (mit F-Minus Bassist Joe Steinbrick) und theHELL (mit Angels and Airwaves Schlagzeuger Atom Willard) hat Skiba nun zentnerweise Kleister im Gesicht. Verspricht theatralische Liveshows, die im Alkaline Trio Kontext nicht funktionieren würden sollen und bringt Kunstfiguren wie David Bowies Ziggy Stardust ins Spiel. Obwohl Skibas Name vor jenem der Sekrets steht, möchte er diese als Bandprojekt verstanden wissen und die Beteiligung von Schlagzeuger Jarrod Alexander (Tour-Schlagzeuger von My Chemical Romance) und Bassist Hunter Burgan (AFI) nicht unter Wert verkauft werden – bei diesem zulässig als Supergroup getarnten Soloausflug. Denn natürlich drückt Skiba als Songwriter ‚Babylon‚ nicht nur den Stempel auf, er ist diese Platte: Mit all dem so fröhlichendaherkommenden Schwermut, all den Herzschmerztexten und all den so vertraut klingenden Hooks und Hits. Damit lehnt sich Skiba nicht allzuweit aus dem Fenster, auch wenn er dies zu glauben scheint und Dinge sagt wie: The Sekrets sollen Alk3 nicht bedrohen, sondern sinnvoll ergänzen. Fraglich natürlich, wie genau das zu verstehen ist, bei zwei Bands, die nahezu ident klingen.
Den dezenten Hang zu Goth-affinnen Synth-Klängen in Songs wie ‚Falling Like Rain‚ oder ‚Voices‚ kann man ‚Babylon‚ nicht absprechen, den Unterschied macht das freilich nicht – hatte man ja auch alles schon mal an anderer Stelle. Skiba spielt mit den Sekrets seinen romantisierenden Trademark Poppunkrock derart nah an der Stammband, dass gravierende Erkenntniszuwächse um das rundum automatisierte Songwriting Skibas ausbleiben. An eingängige Strophen reihen sich noch einschmeichelndere Refrains, ‚Babylon‚ pendelt sich zwischen beschwingten Mid-Tempo und beherztem Up-Beat ein, streift durch der Dunkelheit um Herzen an Fenster zu malen und Rosen vor Türen zu legen. So kennt man Skiba, so mag man das. Selbst, wenn man mittlerweile öfter gähnen muss, als Gänsehaut auffährt.
Damit, dass Songs wie das unumwundene Liebeslied ‚You‚ keinen Platz in seinem restlichen Veröffentlichungskanon gefunden hätten, rechtfertigt Skiba ‚Babylon‚ halbseiden – der Unterschied zu Nummern, in denen er der Damenwelt Tod und Teufel an den Hals wünscht, ist allerdings kaum auszumachen. Und eigentlich braucht es diese Rechtfertigung angesichts der souverän durch die Vordertür stürmenden Ohrschmeichlern ohnedies nicht. Skiba spielt eben Skiba-Musik, unter welchem Banner ist letzlich egal.
Dass das neue Skiba-Baby nicht mehr als Skiba / Alkaline Trio – Business as Usual ist, ohne sich gleich den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, ausschließlich standadisierte Stangeware darzustellen, spricht trotz nicht abzusprechender Ermüdungserscheinungen für den Sympathiegehalt von ‚Babylon‚.
Dagegen, dass Skiba bei gefühlt jedem zweiten Song geradezu dreist aus seinem eigenen Backkatalog abgeschaut hat und sich der 36 jährige zu oft in der Beliebigkeit auf erarbeiteten Loorbeeren ausruht. Inwiefern das übrigens bereits in Aussicht gestellte nächste ALK3 Album nach dem potentiell kurzatmigen ‚Babylon‚ unmittelbar benötigt wird, darf jeder für sich beantworten. Dabei aber bitte Dan Andriano im Hinterkopf behalten.
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