Mat Ball – Amplified Guitar

Big|Brave-Gitarrist Mathieu Ball hat mit Seth Manchester und Godspeed-Boss Efrim Menuck (sechs Jahre nach der Labour Saver-EP und eines nach der Tony Conrad-Verneigung Four Amplifiers) sein offizielles Solodebütalbum Amplified Guitar aufgenommen.
Die titelstiftende Gitarre ist ein selbst gebautes Stück, das durch eine Riege an Effektpedalen geschleust auch das einzige Instrument einer Platte ist, die in One Take-Aufnahmen dreier Kompositionen auf zwei bis drei Movements – oder insgesamt 8 zyklisch verteilte Tracks – gesplittet Ambiente Drone-Installationen bietet; nach bestem Genre-Gewissen minimalistisch konzipiertes Experimental-Geplänkel im Reverb- und Verstärker-Delirium aufbereitet, als strukturoffene und formfreie Mood Pieces.
Wie so oft bei derartig veranlagten Aufnahmen ist es natürlich auch bei Amplified Guitar schwer exakt zu bestimmen, wo genau die derartig verankerte, eklektische und genau genommen im Szene-Blick kaum originäres bietende Bildsprache ihre Trennung zwischen prätentiöser Redundanz und essentieller tonaler Artikulation zieht, ohne der rein subjektiven Gefühlsebene zu vertrauen.
In dieser potentiell polarisierenden Grundsatz-Debatte setzt Amplified Guitar wie alle überzeugenden Werke seiner Couleur die Hebelwirkung nämlich bei der Imagination, der Tiefenwirkung und der Stimulation des Kopfkinos an, beschwört seine Klangkonstruktionen mit einer fesselnden Dichte und umspült darin verloren machend meditativ und halluzinogen.
Dazu trägt ein wunderbar instinktiv offener und dennoch die Aufmerksam fokussierender Sound bei, der Atmen lässt und gleichzeitig in die Mangel nimmt, seinen eigenen sehnsüchtigen Raum transportiert und auch ohne die physisch spürbaren Vibrationen einer Live-Performance ebenso transzendental wie physisch greift – dabei aber kompositionell nicht in die mäandernde Ziellosigkeit oder monotone Repetition abgleitet, sondern stets ein vages Ziel vor den Augen zu haben scheint, Spannungsbögen kreiert und diese mit einer relativ kurzweiligen Dynamik artikuliert: ja, man kann hier definitiv eher von tatsächlichem Songwriting (im unterbewusst aufgegriffenen Trancezustand) sprechen, als von willkürlicher Improvisation.
Die drei Teile von To Catch Light wandern dafür durch die karge Melancholie staubiger Western-Szenarien, wie man sie von Dylan Carlson und Earth, Neil Young, Emma Ruth Rundle oder auch Duke Garwood ähnlich kennt, sie suchen zupfend und schrammelnd die (un)vergängliche Sehnsucht postmoderner Country-Abgründe und finden letztendlich eine versöhnliche Nachdenklichkeit.
Steel Wound Arteries klingt dagegen, als wäre Colin Stetson an die Saiten von Sunn O))) gewechselt, düster und klaustrophobisch erhebend, die mahlende Reibung einer dystopischen Aura zwischen ätherischen Mühlsteinen, deren scharfkantige, rostige Verträumtheit lose skizziert wird.
Within the Billow wächst aus dem Feedback,schroff und monumental, animalisch, und wird in drei Segmenten als elegisch wehendes, kontemplatives Windspiel der Atonalität im intim-stillen Ausklang zuletzt den Rahmen tief röhrend auf cinematographischer Ebene schließen, als langsame Überblendung der Frequenzbereiche in klaustrophobischen Tönen.
So homogen wie kohärent hat Amplified Guitar funktioniert im gleissenden Sonnenlicht ebenso wie in der Finsternis einer einsamen Nacht, bestialisch laut ebenso gut in fragiler Ruhe – und entwickelt eine unmittelbare, universelle Vertrautheit, die sonst nur die Referenzgeber des Drone für sich gepachtet haben.
1 Trackback