Mastodon – Once More ‚Round the Sun
Mehr als nur eine Ehrenrunde der Prog-Metal-Schrullos um die eigenwillige Definition von Pop, die bereits auf dem Vorgänger im Zentrum stand: Mastodon diesmal in noch engeren Laufbahnen um die Eingängkeit und servieren ihr „The Hunter 2.0„.
Gerade nach einem Livealbum wie ‚Live at Brixton‚ müsse man sich natürlich fragen: wie bekommen Mastodon – deren Stimmen auf der Bühne schiefer kaum sein könnten – das mittlerweile derart gut mit den cleanen Gesangsparts und regelrechten Harmoniepassagen hin – und überhaupt einen Killer-Refrain wie jenen von ‚The Motherload‚? Da packen sie mehr noch als bei den ähnlich gearteten Single-Kumpanen ‚The High Road‚ und ‚Chimes at Midnight‚ die hymnische Keule aus, spielen trotz ausladend frickelnder Bridge ein Monstrum von einem Stadionrock-ohrwurm ein und inszenieren den Chorus auch noch so geschmeidig dass selbst die zugänglichsten Momente auf ‚The Hunter‚ rückblickend arg gegen den Strich gebürstet wirken können.
Die Antwort darauf findet sich vielleicht mehr noch als beim gleichschaltenden Foo Fighters-Spezi Nick Raskulinecz am Produzentenstuhl als bei dem auch am Mikro immer präsentieren Brann Dailor oder der schlichten Tatsache, dass Mastodon abseits ihrer Musik noch nie besonders viel Ernst nahmen, man den Spaß den sie an ihrem Tun haben aber noch keinen Album derart unkaschiert anhören konnte wie ‚Once More ‚Round the Sun‚ – mögen sie damit in ‚Aunt Lisa‚ mit den von The Coathangers eingesungenen Chearleader-Befeuerungen in bester Faith No More-Manier („Hey Ho/ Let’s Fucking Go!/ Hey Ho!/ Let’s Get up and Rock and Roll„) auch bewusst den Bogen überspannen. Alleine die nun auf drei Schultern aufgeteilten Vocals entstehen trotz Gebrüll ohne Aggression und Wut, sind wie alle Aspekte der Platte melodieverliebter und harmonischer, finden diesmal abseits abstruser Science Fiction-Szenarien aber auch durchaus ernstere (ja, bisweilen auch ziemlich cheesy daherkommende) Töne: „All my heroes / They’re all dead.“ verneigt sich die Band vor Jeff Hannemann.
Die Kompositionen drumherm sind kompakter, fokussierter, noch catchier und ja, auch einfacher gehalten, in ihrer technischen Inszenierung deswegen aber nicht unkomplizierter geworden als die fingerfertigen Wahnsinnstaten der bisherigen Discography: man agiert straighter, fokusierter auf den (Heavy-)Rock, gerade die erste Hälfte der Platte quillt vor Hits über. Tatsächlich gelingt der Band gerade in diesen Momenten, wenn die Grenzen zur gesteigerten Massentauglichkeit weiter geöffnet werden wohl vieles was sie bereits für ‚The Hunter‚ vor Augen hatten. ‚Once More ‚Round the Sun‚ erschließt weniger Neuland als seine Vorgänger, setzt seine Ziele aber effektiver um – siehe etwas das ausufernd-psychedelisch fließende ‚Asleep in the Deep‚ oder das mit brillant erleuchtetem Chorus geöffnete ‚Ember City‚. Stagnation? Fehlanzeige!
Umgekehrt bezeichnend allerdings auch der Umstand, dass wenn Mastodon mit Songs wie dem Nonstop-Riffer ‚Chimes at Midnight‚, dem dezent ziellos gallopierenden ‚Aunt Lisa‚ oder dem punkig-knackigen ‚Feast Your Eyes‚ die Härte-Zügel ein wenig anziehen nicht der übermannende Punch entsteht, den die Kombo bisher immer spielend aufbauen konnte: auch durch die zu unaufgeregend gestaltete Produktion brettern Mastodon phasenweise zu versöhnlich in einer Liga, in der sie längst keine Konkurrenz mehr haben. In diesen Momenten liegt die Vermutung nahe: der Band fehlt weniger die Härte vergangener Tage, als das dem Songwriting hier und da ein wenig Gewicht abhanden gekommen ist, die Riffs schon prägnanter waren. Gerade für das finale Duo schaltet das Quartett dann aber doch noch eine Stufe höher und packt gar die Friedenspfeife für verprellte Langzeitfan-Gemüter aus: ‚Halloween‚ inhaliert Retroluft und gnidelt sich einen Rausch; mit Dauergast und Qualitätsgarant Scott Kelly stampft man das knapp 8 minütige Monstrum ‚Diamond In The Witch House‚ aus dem Boden. Das versöhnt für etwaige marginale Durchhänger auf dem sechsten tollen Album der Band in Folge, das nichtsdestotrotz eine kleine Enttäuschung darstellt – mehr Spaß als diese 54 Minuten macht es deswegen aktuell durchaus sich bereits jetzt auszumalen in welche Umlaufbahn es die Band im nächsten Durchgang verschlagen wird.
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