Masked Intruder – M.I.
Ein Da capo für die Szene-Senkrechtstarter von 2012: Immer noch weiß man nicht wer unter den bunten Masken steckt, immer noch ist das alleine deswegen vollkommen belanglos, weil Masked Intruder mit ihren flotten Poppunk derart nonchalant in die Gehörgänge surfen, dass am Ende wieder ein knappes Dutzend an astreinen Brechstangen-Hits steht.
Dreilochmasken sind im komödiantischen Gangsterambiente längst salonfähig– da musste nicht erst ein Quartett aus Wisconsin mit pragmatischen Albumnamen daherkommen. Großartig neu erfunden haben sich Masked Intruder nun auch für den Nachfolger ihres selbstbetitelten Debütalbums nicht. Die charmante Stalkermasche tritt vielleicht hinter eine partyfixierte Pizzasucht und hemmungslose Einbruchslust, die Herzen der Ladies werden nicht mehr gekidnappt, sondern im Vorbeilaufen einkassiert. Gut, eine Barbershop-Acapella-Nummer wie das Motown-verliebte ‚Almost Like We’re Already in Love‘ hatte ‚Masked Intruder‚ auch nicht an Bord; die geschmeidig an der 50s und 60s geschulten Backingvocals kommen drumherum außerdem noch ausgefeilter daher als bisher – alleine bei all den harmoniesüchtigen „Ooohs“ und „Aaahs“ in ‚You’re the one to Blame‚ schwitzen Nerf Herder und Beach Boys-Freunde gleichermaßen.
Dazu variieren die Vier ihr Songwriting wieder dynamisch: eine gniddelnde Metal-Solo-Verneigung in ‚When I Get Out‚? Kein Problem! ‚Stars‚ einen kindlichen Schlafwagenbeginn spendieren und danach ein vollkommen unironisch dahinrockenes Romatikmanifest („But I would wish for you and I to be together forever and ever„) aus der Hüfte schütteln weil man immer noch für die verquersten Lovesongs ins Gefängnis geht? Ehrensache! Eine Hymne auf das eigene Dasein als ‚Weirdo‚? Erledigen Masked Intruder wie maßgeschneidert.
Überhaupt: von derartigen naiv-nostalgischen Melodien und Singalongs kann ein Rivers Coumo mittlerweile nur noch träumen. Masked Intruder platzieren sich im Popunk sattelfest eben längst genau dort, wo Weezer vor knapp einer Dekade im Powerpop die Krone aufhatten: unterm gnadenlosen Ohrwurm macht es das mysteriöse Rabaukenteam einfach nicht.
Die nicht lange fackelnden Vorzüge – Masked Intruder kanalisieren einen juvenilen Spaß am Genre ohne ins billig slapstickhafte abzugleiten, jonglieren mit slogantauglichen Amüsements wie „I fought the law, but the law beat the shit out of me“ gutgelaunt als Hommage, nicht als niveaulose Persiflage – sind dabei aber auch die selben geblieben wie auf dem Vorgänger: ‚I.M.‚ zündet sofort, ist eine rasante und kurzweilige Feierlaune von einem Album geworden, die hinuntergeht wie Öl und erst gar keinen Hehl daraus macht vor allem den Moment zu feiern, der Halbwertszeit nicht mehr Beachtung zu schenken als all die Hooklines es zwingend nötig haben. Gar so penetrant brachial wie ‚Heart Shaped Guitar‚ fallen all die potentiellen Singles allerdings nicht mehr aus – das mit der unangestrengten Hartnäckigkeit geht man mittlerweile deutlich smarter an.
Etwaige rasche Abnutzungserscheiungen kontrastiert die Band dazu im etwas polierteren Sound (Matt Alison weiß wie das ohne abgeschliffene Kanten funktioniert) mit garagenrockigen 70-Sekundensprintern wie ‚Hey Girl‚ oder dem ramonesk surfenden Strandschunkler ‚I Don’t Wanna Say Goodbye Tonight‚. Besser noch: an genau solchen Songs sind Green Day zuletzt gleich drei komplette Alben lang gescheitert. Masked Intruder kosten solche sympathischen Schandtaten hingegen nicht mehr als ein unbekümmertes Lächeln: derart spontan ausgefeilte Hits und kleine Genrehymnen sollte man nicht zergrübeln.
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