Mary Timony – Untame the Tiger
Die (je nach Zählweise 15 oder) 19 Jahre seit ihrem letzten offiziellen Soloalbum Ex Hey hat Ex-Autoclave Gitarristin Mary Timony zwar ausgiebig genutzt – mit The Shapes We Make, Wild Flag oder Hammered Hulls. Dennoch schön, dass sie mit Untame The Tiger wieder Zeit für sich selbst gefunden hat.
Die vierzig Minuten dieser Rückkehr erscheinen als entspannter Singer Songwriter-Indie Rock mit einer aus der Zeit gefallenen 90er-Slacker-Attitüde auf den ersten Blick vielleicht unterwältigend, erweisen sich letztendlich aber als überdurchschnittlicher Grower, der Fans von Courtney Barnett ebenso das Herz aufgehen lassen dürfte, wie er die alteingesessene Hörerschaft von Sleater-Kinney mit deren St. Vincent-Entwicklung aussöhnen könnte.
Ein paar countryeske Schattierungen (Dominoes) und folkige Friedlichkeit (The Guest) lockern das Ambiente, wobei gerade die ruhigen Momente überzeugen: das schön melancholisch entschleunigte The Dream oder das wehmütige Not The Only One.
Ebenso toll: das mit Solo zum psychedelischen Jam tendierende Looking for the Sun und das noch Classic Rock-affinere Titelstück. Am besten aber ist es, Timonys fabelhaftes, stilprägendes Gitarrenspiel (getragen von unter anderem Fairport Convention-Drummer Dave Mattacks) zu hören. Das gleicht auch beinahe aus, dass das Material von Untame The Tiger zwar wächst, aber dennoch eine gewisse Flüchtigkeit nicht ganz anlegen kann, zu wenig prägnantes Gewicht erzeugt und phasenweise gefühlt an der Oberfläche der Ikonographie von Timony verweilt.
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