Mary in the Junkyard – This Old House

von am 16. Juni 2024 in EP

Mary in the Junkyard – This Old House

Jessas: Nach Tapir! und Ugly taucht durch die This Old House EP mit Mary in the Junkyard schon die nächste vielversprechende Kombo aus dem Windmill Brixton-Umfeld auf dem Radar der breiteren öffentlichen Wahrnehmung auf.

Besser informierte Szene-Experten kennen Clari Freeman-Taylor (Gitarre, Gesang), Saya Barbaglia (Bass und Violine) sowie Drummer David Addison freilich bereits spätestens durch die fabelhafte (und nur auf der Vinylversion von This Old House auf der EP Platz findende) Single Tuesday, die dann und wann ein kleines bisschen wie eine britisch aufgekratzte Artrock-Alternative zu den heimischen Culk anmutet, wiewohl mit viel 90er-Liebe und einem DIY-Ethos eben im Umfeld von Shame, Black Midi oder The Last Dinner Party aufgewachsen
This feels more like we’ve accidentally formed a band of weird children. We’re not clean-cut professionals. We’re pretty grubby.erklärt das Trio aus Greater London insofern ganz nachvollziehbar.

Vom kontemplativen Ghost weg prägt da jedenfalls ein tiefer Anachronismus und Spagat den Sound der Band, indem er gleichzeitig kunstvoll und instinktiv, ungeschliffen und überlegt agiert, während er, wie im Fall des ätherisches Openers, Elemente des dominierenden Indie (Brit)Rock mit der vagen Ästhetik des Trip Hop verschmilzt – verträumt, aber kantig, bittersüß und niedlich verführerisch in schroffe Konturen einer aufrührerischen Sehnsucht gebettet.
Im Marble Arch kommen dann das, was man als Windmill-Trademarks interpretieren kann, noch tragender im Kontrast aus technischer Hibbeligkeit und elegischer Hymnik ans Tageslicht, die Dynamik entsteht durch eine Unberechenbarkeit in der Schönheit der Melodien und der verführerischen Atmosphäre.

Das ebenso überragende wie eigentlich subversive Goop verbindet Assoziationen an abgedämpfte Radiohead mit dem apokalyptischen Postrock-Flimmern von Godspeed in jazziger Umgebung, stets eine unterschwellig alptraumhafte (Un)ruhe transportierend, wofür Teeth wie die Erlösung wirkt. Überlegt und nicht euphorisch, aber erleichtert, reibt sich der Closer der stimmungsvoll angeordneten EP immer weiter auf, kommt quasi Big Thief in Konfliktstellung nahe, und bietet dennoch ein versöhnliches, intimes Finale.
Als rundes Ganzes steht This Old House in seinem referentiellen Wesen also auf einem Fundament mit stabiler, eklektischer Bandbreite und lässt die Grenzen hinter den superben Vocals dennoch offen: „It could go in any direction,deklariert die Gruppe anderswo. “We don’t really have a plan. It’s a case of seeing what happens. Giving ourselves limitations, we want to see how much we can do within that.

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