Maruja – Tir na nÓg

von am 22. Februar 2025 in EP

Maruja – Tir na nÓg

Bevor Maruja mit einem Plattenvertrag ausgestattet nun tatsächlich ein erstes Studioalbum in Angriff nehmen wollen, vervollständigen sie durch Tir na nóg das mit Knocknarea (2023) und Connla’s Well (2024) installierte Triptychon.

Dass Tir na nóg im Gegensatz zu seinen beiden EP-Vorgängern kein Auffangbecken für vorab veröffentlichte Singles darstellt, hat einen simplen Grund: die 18 Minuten hier sind praktisch ein durchgehendes, in vier Segmente unterteiltes, jedoch ganzheitliches Stück, das als (beinahe) rein instrumentale Improvisation am 12. September live in den  New Adelphi Recording Studios der Salford University eingespielt (und auch als Videoaufnahme mitgeschnitten) wurden.
Als wäre der Charakter von The Vault in ein stringentes Kurzformat destilliert, fokussieren Maruja dabei auf die Jazz- und Postrock-Schwerpunkte ihres Sounds und bündeln einen kleinen Fiebertraum von einem Jam.

Der braut sich in Aon bedächtig zusammen, kocht die dichte Spannungen brodelnd und stolpernd auf, gönnt sich mit elegisch wegklagender Lautmalerei eine Art Abschied vom prägnanten Gesang von Harry Wilkinson, der sich hiernach ganz auf seine Gitarre konzentriert. Das beschwört gleichzeitig eine hirnwütige Nervosität und elegische Trance, reibt die Katharsis immer weiter auf und findet über einen schamanistischen Übergang in die Highlight-Passage , wo die Space Rock-Odyssee ein catchy Saxofon-Motiv mit konturloser Gewalt transzendieren lässt.
Tri ist der Ausklang davon und die Transformation der Intensität in die somnambule Psychedelik von Ceathair, deren unaufgeregt scheppernder Groove mit Geduld und Vehemenz dahinzieht. So konsenstauglich, wie die relativen Hits der Band es tun, wird dieser fast spirituelle, instinktive Ausleger der Maruja-DNA vielleicht nicht greifen – im Grunde agiert das Quartett (profesionell auf Tonträger gebannt) jedoch universell wie eventuell nie zuvor.
Der Fade Out bleibt dann eigentlich der einzige gravierende Schönheitsfehler in einer erstaunlich runden, schlüssigen Reise, die zwar durch ihr kompaktes Format auch von Extremen ferngehalten wird, durch mehrmaligen Konsum aber tatsächlich wächst, als wäre sie wahrhaftig kein Zufallsprodukt.

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