Marissa Nadler – The Wrath of the Clouds

von am 12. Februar 2022 in EP

Marissa Nadler – The Wrath of the Clouds

Mit The Wrath of the Clouds bekommt Marissa Nadlers jüngstes Studioalbum The Path of the Clouds einen EP-Appendix, bestehend aus drei eigenen Outtakes sowie zwei Coversongs.

The Path of the Clouds war Ende 2021 eine ebenso befriedigende wie auch unbefriedigende Angelegenheit. Immerhin füllte das neunte Album das Œuvre der Dark Folk-Goth-Chanteuse gekonnt entlang ihres Signature Sounds auf, und deutete durch den Einsatz von einigen Gästen wie Emma Ruth Rundle auch an, dass die stilistisch konsequent-erschöpfend beschrittene Richtung seit July sieben Jahre später immer noch ebenso Sackgasse und Möglichkeit sein kann – doch konnten demgegenüber auch nur wenige der Murder Ballads über dem gehobenen Standard wirklich beeindruckend aufzeigen.
The Wrath of the Clouds legt genau dort nach, kann jedoch das ambivalente Niveau der großen Langspiel-Schwester nicht ganz halten. Da kann Nadler noch so gnädig und wohlwollend mit dem bisher ausgesparten Material ins Gericht gehen: „It feels like uncovering lost gems that I had forgotten about“.

Das aus einem interessanten Blickwinkel erzählte Guns of the Sundeck ist dabei eine wunderbare, absolut typische Elegie mit subtil dröhnender Textur, in seiner repetitiven Länge von 7 Minuten aber auch auslaugend. All the Eclipses bereitet seinen Schwermut dagegen ein bisschen leichter, wogender auf – und zeigt einmal mehr, wie gut die Ex-Black Mountain-Co-Frontfrau und Lightning Dust-Speerspitze Amber Webber Nadler tut, bevor die unscheinbare, mit dezentem Reverb ausgestattete Miniatur Some Secret Existence sich primär auf die kreierte Stimmung und Atmosphäre verlässt. Das ist schön und einnehmend, begleitet wie jeder Moment der EP mindestens gefällig im Hintergrund, doch hat die Melodie durchaus symptomatisch für den aktuellen Discografie-Output allerdings auch etwas austauschbar in der Wahrnehmung des restlichen Nadler-Kanons verschwimmendes.

Interessanter sind dagegen die beiden Coversongs. Zuerst widmet sich Nadler zum zweiten Mal Saunders Ferry Lane von Sammi Smith. Wo dereinst die Reduktion auf Stimme und gespenstisches Acoustic-Gezupfe für eine fesselnde Subversivität genügten (auch wenn der Beweis dafür mittlerweile von Covers 2 entfernt wurde), kleiden nun ein zurückhaltend begleitender Drum-Machine-Beat, ein Noir-jazziges-Ambiente sowie ein Lana‘eskes Salvatore-Flair das Stück aus. Seabird (Alessi Brothers) wagt sich auf den selben Bausteinen errichtet danach sogar noch weiter aus der Komfortzone, ist flotter, luftiger Lofi-Pop, leicht psychedelisch und sonnig, nonchalant an Youth Lagoon erinnernd.
Primär wegen dieser beiden Stücke darf The Wrath of the Clouds dann auch in keiner Fan-Sammlung fehlen, ohne durch die drei im Schatten der Albumsongs stehenden Originale jedoch wirklich essentiell zu sein.

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