Marissa Nadler – Sleepwalk & Lonely People

von am 8. Februar 2021 in Single

Marissa Nadler – Sleepwalk & Lonely People

Absolut keine Überraschung, in keinerlei Hinsicht: Marissa Nadler hat pünktlich zum zurückkehrenden Bandcamp Friday mit Sleepwalk (von Santo and Johnny) & Lonely People (America) natürlich neues Cover-Material im Angebot.

Die beide aus dem scheinbar niemals versiegenden Songbook der Musikerin gezogenen Evergreen-Interpretationen wirken allerdings keineswegs lieblos hingerotzt oder nach Kapitalbeschaffungslösung: Man kann die Zuneigung der Musikerin für das Originalmaterial („I love Sleepwalk in all its versions and thought it would be soothing to do. Also, I just wanted to try Lonely People- I hadn’t really realized the song was so lyrically optimistic until I sang it a bunch, but you know, I decided it was a good thing right now!“) durchaus spüren, die Aufarbeitungen fügen sich zudem ohne jedes Spektakel toll in den von Millky Burgess (guitars, synths, dobro) und Don McGreevy (bass and drums) unterstützten Trademarksound ein.

Dass Nadler dabei von „two very different covers“ spricht, macht stimmungsmäßig trotz der unverkennbaren, nicht wirklich aus der angestammten Komfortzone ausbrechenden Handschrift doch auch Sinn.
Sleepwalk tauscht die ikonische Steel Guitar schließlich erst weitestgehend gegen einen somnambulen Twin Peaks-Reverb, was natürlich perfekt zum gegebenen Ambiente der nostalgischen Melancholie passt, wenn die gespenstisch verhuschte Signatur romantisch schwelgt. Lonely People lüftet das Szenario danach jedoch gelöster am Lagerfeuer, ist die eigentlich sogar minimal gelungenere Nummer. Die Akustikgitarre schunkelt am tröstenden Dark Folk, durch die Hintergrundtexturen schweifen vorsichtige Backingstimmen und nach Ziehharmonika klingende Synthies, was dem Szenario beinahe eine feierliche Aufbruchstimmung verleiht.

Man bekommt als unersättlicher Fan insofern exakt entlang der Erwartungshaltung serviert, ohne Sleepwalk und Lonely People deswegen in den Kanon der essentiellen Nadler-Interpretationen aufnehmen zu müssen.
Einzig, dass beiden Nummern jeweils schier endlose Pausen von bis zu einer Minute absoluter Stille im Ausklang angepappt wurde, mindert den Hörgenuss eklatant, wirkt gar wie unnötiges, komplett inhaltsleeres Zeitschinden, als gälte es mit einem trügerischen Quantitätsmaßstab überzeugen zu müssen. Zumindest ein Ärgernis in Sachen Editierung – es wäre zudem ja auch nicht der erste technische Fehler, der Nadler bei ihrer Bandcamp-Routine unterläuft (kostet hier aber einen halben Punkt, der die Wertung frustrierend nach unten drückt).

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