Marissa Nadler – Covers 3
Nach den Unearthed Demos nutzt Marissa Nadler die Großzügigkeit von Bandcamp diesmal für Covers 3 – bei diesem Titel wenig überraschend die dritte Runde ihrer Fremdinterpretations-Reihe, diesmal allerdingss nur auf EP-Länge.
Allerdings hatten nicht nur die beiden direkten Vorgänger-Alben innerhalb der Serie mit der Gnade der früher geborenen Werke in der Gunst durchaus einen leichteren Stand, auch Unearthed Demos tat sich aufgrund von Form und Inhalt mit der Fallhöhe als ausgewiesene Archiv-Öffnung für Komplettisten leichter: Man kennt den MO von Marissa Nadler und ihrem Trademark-Sound mittlerweile nicht nur in aller Ausführlichkeit, sie hat im Verbund mit Steven Brodsky zuletzt auch noch sowohl im Albumkontext als auch mittels einer autonomen Single vorgezeigt, woran sich alle ihre folgenden Cover-Ambitionen messen werden müssen.
Das per se spannendste an Covers 3 ist insofern auch, dass auf All We Ever Got Pain im ursprünglich veröffentlichten Digital-Paket inmitten einer minimal anders arrangierten Trackliste vergessen wurde, das Stück erst nachträglich (neben einer Preiserhöhung für die EP) aufgefahren wurde – und dass Nadler in Moonchild einer wirklich nervenden klippenden Produktionsfehler belassen hat.
An sich macht Nadler über ausführliche 26 Minuten allerdings wenig falsch – genau genommen sind die fünf Stücke unter gewissen Vorraussetzungen, etwa der unaufdringlichen Begleitung an rotweinschweren Abenden, als atmosphärischer Dark Folk praktisch perfekt. Das wunderbar zeitlose My Proud Mountains von Townes Van Zandt wird zu einer verhaltenen Akustik-Nummer, die ihre Sehnsucht wie eine erhebende Erinnerung still über einsamen Bergen im wohligen Waldmeer verblassen lässt, man fühlt sich sofort heimelig – ähnlich geht später auch die bittersüße Schönheit von I Was Young When I Left Home (Bob Dylan) in ihrem hellen Appalachen-Vibrato auf. Die Vertrautheit erzeugt keine Euphorie, sondern Geborgenheit – mag sie abseits der richtigen Stimmung auch begrenzt fesseln.
Moonchild von King Crimson lässt sich dagegen von einem bedächtigen Rhythmus durch eine verträumt wogenden Sanftheit treiben und besticht mit subversiver Größe, während All We Ever Got From Them Was Pain (Alex Chilton) als versöhnliche Lagerfeuer-Verletzlichkeit ungeahnt intime Seiten zeigt.
Über weite Strecken der Spielzeit setzt sich Cover 3 insofern mit einer beseelten Zufriedenheit in der passiven Wahrnehmung nieder, doch gibt es auch weniger wohlwollende Szenen. Metallicas unsterbliche Pathos-Ballade Nothing Else Matters ist natürlich alleine aufgrund seiner ursprünglichen Ikonographie der Hingucker der EP – Nadler adaptiert ihn mit feinem Gitarrenspiel, ätherischen Synthieflächen und gespenstisch gehauchten Gesang auch erfolgreich exakt entlang der Erwartungshaltung, bietet mit der märchenhaft-sakralen Folklore aber spätestens dann nur einen enttäuschenden Standard, wenn die Adaption ohne Entwicklung oder Ausbruch plätschert, einfach zu repetitiv und monoton bleibt.
Strange Days ist danach als einziges (warum auch immer aufgefahrenes) Original aus der Feder Nadlers ein netter Abspann, aber für dich genommen eben auch nicht mehr, als eine vorsichtig gehauchte Skizze.
Auch wegen ihr bleibt der Eindruck zurück, es bei Covers 3 mit einem angenehmen Kleinod für Fans zu tun zu haben, nicht aber mit einem tatsächlich essentiell inspirierten Kurzformat.
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