Margo Price – That’s How Rumors Get Started

von am 28. Juli 2020 in Album

Margo Price – That’s How Rumors Get Started

Mit That’s How Rumors Get Started bestätigt die 37 Jährige Senkrechtstarterin ein Gerücht: Das (nunmehr wohl ehemalige) Szene-Liebkind Margo Price ist eine exquisite Sängerin – aber nur eine durchschnittliche Komponistin.

Was auf ihrem dritten Studioalbum besonders dann auffällig, wenn Price und ihr Gitarrist/Co-Songwriter/Ehegatte Jeremy Ivey unter der Ägide des ja nicht immer für konventionelle Ansätze bekannten Sturgill Simpson in der Produzentenrolle das angestammte Country-Spektrum verschieben: „I wanted to do something different so I could maybe break the Americana glass ceiling. Nope, I made a rock ’n’ roll record!“ erklärt Price selbstbewusst, auch wenn die Umwürfe freilich auf Sicht keineswegs so radikal sind.
Sie spielt mit ihrer von Simpson zusammengestellten Backingband (Matt Sweeney an der Gitarre, Drummer James Gadson, Bassist Pino Palladino und Benmont Tench an den Keyboards) Nummern wie Letting Me Down, Gone to Stay oder Prisoner of the Highway aber so flott und beschwingt von ihrer Komfortzone weg, selbst wenn sie dabei übersieht, dass die Melodien durch die Nonchalance eine Unverbindlichkeit bekommen, sich die locker nach vorne groovende Angelegenheiten generell zu zahm geben, wenn etwa Backing Vocals kaum zwingend untergehen.

Radikaler spürbar ist der Bruch zum bisherigen Schaffen in Twinkle Twinkle (einem rumorend-knarzenden Light-Bluesrock-Irrtum), Heartless Mind (das am 80er Synthrock funkelt, aber an diffusen Hall Effekten so kraftlos krankt) oder dem episch gemeinten, jedoch im Reverb verloren gehenden I’d Die for You – Szenen, die auch wie inkonsequente Verneigungen vor den Motiven von Sound & Fury wirken, jedoch niemals dessen Kompromisslosigkeit beweisen.
Zudem entfalten sich hier die Stärken von Price und ihrer zauberhaften Stimme einfach weniger vorzüglich. Die Gangart wirkt zaghaft, ihre Präsenz funktioniert in einem derartige Umfeld nicht packend genug. Oft wirkt es, als ginge sie in einer Inszenierung desorientiert unter, die nicht kaschieren kann, dass man es hier doch mit relativ austauschbaren Standards zu tun hat, die das Erbe von Tom Petty und Konsorten nicht stemmen können, und trotz eines gewissen Paradigmenwechsels auftreten, als würden sie den Weg des geringsten Widerstandes gehen.

Besser gelingen deswegen auch die traditioneller – man kann auch sagen: klischeehafter – ausgelegten Nummern, die zwar ebenso allesamt keine kompositionellen Genieblitze innerhalb der Szene zeigen, aber mit unspektakulär ausgeschmückter Vielseitigkeit und griffiger Harmoniesucht zumindest viel Kompetenz entlang einer soliden Klasse zeigen – zudem steht ein latenter 70s-Einfluss in den Arrangements Price ganz fabelhaft.
Der Titelsong folgt dann entspannt am Americana-Klavier den Lehren von Stevie Nicks, Stone Me schwelgt so sanft und behutsam wie absolut harmlos. Hey Child ist liebenswürdig und friedlich, während das nostalgisch sinnierendere What Happened to Our Love? mit Solo flanierend oppulent über das Ziel hinaus schießt – eventuell könnte Weyes Blood ja ein paar Ratschläge geben, wie sich diese Fleetwood Mac-Gangart vertiefen ließe? Knappe vier Jahre nach ihrem Debüt schuldet Price dem Country jedenfalls nichts mehr. Dennoch wirkt sie aktuell so, als befände sie sich in einer Form- und Identitätskrise.

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