Maps & Atlases – Beware and be Grateful

von am 11. April 2012 in Album

Maps & Atlases – Beware and be Grateful

Maps & Atlases bleiben auf ‚Beware and be Grateful‚ dem Stil ihres Debütalbums treu, schärfen aber im kunterbunt zusammengewürfelten Stilbiotop ihren Sinn für ausgefuchste Popmusik.

We’ll take what we can get“ hieß es am Ende von ‚Perch Patchwork‚, diesem mathematisch verschobenen Kunstwerk von einem Debütalbum. Was dafür erst zu Ende gehen muss, darüber scheiden sich bis heute die Geister, fest steht hingegen: Der große Afro-Beat Hype, der hat seinen Scheitelpunkt längst erreicht – und Maps & Atlases, die werden mit ‚Beware and be Grateful‚ nun wohl mitnehmen, was vom harten Kern der Bewegung noch übrig ist. Hat das Zweitwerk der Band aus Chicago doch beinahe alle Qualitäten des Vorgängers im Repertoire, nur spielt es diese soviel zugänglicher aus, als jede bisherige Veröffentlichung der Band.

Dass die Band ihre Wurzeln im umständlichen Math-Rock hat, bei Abe Vigoda, Don Caballero und auch den Battles, das kann man selbst mit viel Fantasie auf ‚Beware and be Grateful‚ höchstens noch zwischen den Zeilen hören, im Gegensatz zur Afro-Beat Geschichte: Die Rhythmik allein in ‚Remote and Dark Years‚ drückt den Stempel auf, ist Empfehlungsschreiben für Freunde gepflockter polyrhythmischer Exzesse und gespannter Gitarrenlicks von Tune-Yards bis eben Vampire Weekend. Und die Steel Drums in ‚Silver Self‚ allein kündigen schon den Sommer an. ‚Graceland‚? Immer noch, logisch! Versponnener Pop der Marke Brooklyn und Grizzly Bear? Eben auch!
Nur gestikulieren Maps & Atlases 2012 nicht mehr mit Hand und Fuß, um dann mit tausend Ideen aus dem Rahmen zu purzeln: ‚Beware and be Grateful‚ ist konkreter, direkter, fokusierter – auch, wenn der verhaltene Einstieg über das melancholische ‚Old & Gray‚ („When you are old and grey I hope that someone holds you the way I would„) sowie ‚Fever‚ anderes erwarten lässt: ‚Fever‚ ist eingängig an der Grenze zur Penetranz, die folgende , hibbelige Hitsammlung ab ‚Winter‚ rund um die Vorzeigenummer ‚Vampires‚ der neuen Maps & Atlases macht den Abstand zum Indie Rock so klein als möglich und mit kratzigen Gitarrenriffs sogar Bekanntschaft der Kings of Leon. Keyboards, Synthesizer und Effektpedale, flächige Songs und zackige Ohrwürmer: ‚Beware and be Grateful‚ tollt sich in seinen Möglichkeiten aus, kennt keine Grenzen, lässt die Kirche aber im Dorf.

Verkopft waren Maps & Atlases trotz aller Schläue und Fingerfertigkeit ohnedies nie wirklich, die Arrangements auf ‚Beware and be Grateful‚ geben sich dennoch einfacher und beinahe handzahm. Man muss nicht mehr schrullig sein, um verschroben zu klingen, hier läuft trotzdem noch alles nach eigenem Gutdünken ab. Die neue Unmittelbarkeit ist dabei Fluch und Segen gleichzeitig für die Band: Ausfälle gibt es keine, die geschmacksabhängige, quakende Kopfstimme von Vorstand Dave Davison näher an der Gefälligkeit geschult, Maps & Atlases bleiben den ansträngenden Gefilden fern: Man muss sich die Musik der Band nicht mehr derart erarbeiten wie einst. Auf der anderen Seite erreicht ‚Beware and be Grateful‚ allerdings auch nie wirklich die Höhen von ‚Perch Patchwork‚, hat auf Sicht mindestens ebensoviele ebenbürtige Hits auf Lager, aber die ums Können weniger grandiosen Songs davon abgesehen. Maps & Atlases öffnen sich weiter dem Markt, ohne sich anbidern zu müssen: Die sieht man in Zukunft wohl als untypische Vertreter ihrer Zunft von der Spitze der Indie-Rock Charts lächeln.

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