Mando Diao – All the People
Nach dem weitestgehend unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung hindurchgerutschten Langspieler I Solnedgången hatten Mando Diao Pandemie-bedingt gleich noch Zeit für die EP All the People.
Was noch überraschender als das spontane Erscheinen des Kurzformates ist: Die Schweden um Frontmann Björn Dixgård haben hier doch tatsächlich ihr überzeugendstes – oder zumindest: einnehmendstes – Material seit Jahren aufgefahren.
Was angesichts solcher Rohrkrepierer wie Good Times oder Bang natürlich absolut relativ zu verstehen ist. Zumal All the People alleine deswegen schon nicht alles richtig macht, weil zahlreiche (textliche) Passagen schier endlos wiederholt zu werden scheinen, und gerade das aus dem ansonsten angenehm ruhigen Rahmen fallende Hippie Son gar zu eindimensional strukturiert so umspannend simpel nach vorne gehend keine Bandbreite kennt, brav und ungefährlich stampft, ohne der hemmungslos ausgelassene, rohe Rocker sein zu können, den die Band anstrebt, weil die Nummer aufgrund der monotonen Rhythmussektion einfach keinen Spaß macht.
Doch abseits davon haben die Schweden im Schneideraum von Bang eine knappe Handvoll organisch aufgenommener Kleinode gefunden, die die der Band mittlerweile nicht mehr zu nehmende Nebensächlichkeit kompetent mit solidem Songwriting und einer gefühlvollen Stimmung aufwiegen.
Das Titelstück lehnt sich dafür erst dezent an In a Little While an, erinnert dann aber mit souliger Grundierung sowie einem sanften Groove (aber auch durch weiche Backgroundstimmen) vor allem an die Zuneigung von Mando Diao für Motown, obwohl der zu aufdringliche Refrain samt seinem unfreiwillig amüsanten Akzent und einer ramponierten Stimme maßgeblicher Teil der Eingängigkeit sind. Magic Kiss nimmt mit Jens Siverstedt als Sänger (eine gute Idee!) dagegen seinen Ausgang bei House of the Rising Sun, wandert dann entspannt und locker bluesig im Retrorock mit markanter Orgel dahin, deutet sogar psychedelische Nuancen an, wirkt jedoch auch durch seine Kürze ohne Pointe wie eine verpasste Chance.
Die beste Phase von All the People findet allerdings ohnedies erst im Finale der Platte statt. Fly to Me ist dort eine angenehm gezupfte, balladeske Melancholie, die später im umsichtigen Bandsound zurückhaltend und gefühlvoll aufgehen wird, bevor Queen Mary ruhig und unaufgeregt am wehmütigen Country angelehnt plätschert.
Wie lange selbst diese beiden guten Nummern angesichts der mittlerweile ja doch ziemlich überschaubaren Nachhaltigkeit in der Substanz von Mando Diao in Erinnerung bleiben werden, steht freilich auf einem anderen Blatt. Im Gegensatz zu vielen Songs der jüngeren Alben hört man sie jedoch gerne, lässt sich ohne fahlen Beigeschmack berieseln. Deswegen kann man dem unverbindlichen All the People in all seiner netten Harmlosigkeit auch durchaus wohlwollend gegenüberstehen.
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