Manchester Orchestra – Christmas Songs Vol. 1
Ab sofort wohl Instant-Pflichtprogramm für die Weihnachtssaison, am besten zwischen Christmas und Please Come Home im Plattenregal einsortiert: Manchester Orchestra haben Christmas Songs Vol. 1 aufgenommen.
Darauf übersetzen Andy Hull und Konsorten in der Klammer aus sekundenknappen Intro und Outro ein halbes Duzend an traditionellen Klassikern in ihren patentieren Sound: ätherisch, getragen und weich entschleunigt; organisch, sanft und atmosphärisch tief anziehend. Eine kuschelig seelenbalsamierende Wohlfühlzone, in der es sich das Manchester Orchestra beinahe zu bequem macht, sich in eine latente Gleichförmigkeit verliert, wenn etwa White Christmas seine Drums über genormt-gedämpfte Toms schwofend schunkeln lässt, offen hallende Akkorde darüber legt und den sehnsüchtig klagenden Gesang von Hull, dabei aber eben auch sehr repetitiv ausgelegt zu erschöpfend agiert und übersättigt, bevor auch das an sich schön dezent funkelnde O Holy Night mit seiner leisen Erhebung eine gewisse Behäbigkeit im Wesen der EP zeigt.
Wie es ginge, ohne auch nur einen Millimeter aus dem Kontext auszubrechen, zeigt dagegen schon (und mit beinahe fünf Minuten Spielzeit: ausgerechnet!) Silent Night, das sich im Verlauf subtile rhythmische Spielereien gönnt, ohne die allgemeine balladeske Ruhe zu stören, was die grundlegend sphärische Elegie mit einer subversiven Dynamik in den Nuancen versorgt. Davon zehrt auch das folgende, noch verträumtere Have Yourself a Merry Little Christmas.
Insofern und dennoch kann man Christmas Songs Vol. 1 aber eigentlich nur vorwerfen, dass eine andere Reihung der Songs dem übergeordneten Ganzen gut getan hätte. Immerhin gibt sich God Rest Ye Merry Gentlemen mit etwas beschwingteren, aber immer noch zurückhaltenden Schlagzeug-Pattern vor einer bescheiden bleibenden Postrock-Eleganz mobiler, wirbelt den Klangraum nicht auf, hätte dem Fluß der EP aber zu einem früheren Zeitpunkt im Verlauf gut getan. Und wenn O Come, O Come Emmanuel auf Klavier, Gitarre und Stimme reduziert eine behände Dramatik ohne große Geste erzeugt, sind wir ohnedies beinahe im Reich von Right Away, Great Captain – also einer wärmend-charismatischen, so intimen und tröstenden Magie, auf die Hull ein Patent hat, und deren stille Ausläufer nur zu Perfekt zu den Weihnachtsfeiertagen passen.
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