Malevolence – Malicious Intent
Malevolence haben (seit auch bald gut einem Jahrzehnt) nicht nur dank des besten Merch der Welt die Herzen der Szene erobert, sondern mit dem Drittwerk Malicious Intent auch endlich die ganz große Metal/ Hardcore-Auslage verdient.
Mit der Unterschrift bei Nuclear Blast ist die Aufmerksamkeit, die der Band aus Sheffield zuteil wird, natürlich explosionsartig gestiegen -und damit mancherorts wohl situationsbedingt auch die Tragweite der Erwartungshaltung.
So oder so eine Ausgangslage, unter der Malevolence allerdings nicht einknicken, sondern die potentielle Hemmschwelle als Workout-Booster umsetzen: Wie eine tonnenschwere Vernichtungsdampfwalze auf Steroiden etabliert sich das Quintett ansatzlos im Geschäft der Big Player. Die richtige Ellbogentechnik, um sich im namhaften Label-Roster und stilistisch zwischen Maßstäben wie Lamb of God oder Pantera positionieren zu können, hatten die Engländer ohnedies schon immer. So kommt gewissermaßen nur zusammen, was zusammengehört, wenn Malicious Intent mit seinen massiven, fast absurd heavy prollenden Riffs und Breakdowns über Tracks wie dem Titelstück, Still Waters Run Deep, dem einfach nur herrlich inbrünstig röhrenden Armageddon oder den veritablen Hit Do or Die fettest knüppelnde Beatdown-Attacken mit Metal-Abrissbirnen und Groove-Attitüde zu Brechern im angespannten Gym-Rage-Modi macht – und damit einerseits genau den Stoff liefern für die man der Band seit Anbeginn am Rockzipfel hängen kann, wiewohl er nun aber eben auch auf einer großen Bühne funktioniert.
Zwei Jahre nach dem Katalysator The Other Side (2020) erweitern Malevolence dafür allerdings auch merklich ihr Spektrum: Wo Vielschichtigkeit wohl immer noch das falsche Wort für den Charakter der Band ist, gewichtet der Fünfer gerade die melodischen, klaren Szenen seiner Prügeleien nun weitaus expliziter, selbstverständlicher und ausführlicher – fördert auch mehr gesungene Passagen im Songwriting. Nicht nur in beispielsweise Karma (mit seinen Groupshouts und Anselmo-Gesten) ist jedoch gerade dieses zugängliche Segment das relativ gesehen schwächste – ihre angestammten, puristischen Kompetenzen sind einfach die Hoheitszone der Band.
Weswegen einige Augenblicke hier gerade auf den Erstkontakt auch für ein irritiertes Stirnrunzeln sorgen können, mit einer gewissen Grundambivalenz abseits der angestammten Stärken aber eigentlich nur in Salvation wirklich aus der Balance geraten, wenn der psychedelische Beginn sich als Finte entpuppt und Gaststar Matt Heafy (Trivium, Ibaraki) mit einem doch viel zu weinerlich jammernden Chorus plakatiert – und diese Zuspitzung auch als symptomatisches Mahnmal betrachtet werden kann.
Zwar speisen derartige Brocken an Verdaulichkeit das große Ganze nämlich gerade mit ein wenig Abstand betrachtet durchaus schlüssig – sie erhöhen auch die Varianz. Doch wirken sie gelegentlich zu willkürlich erzwungen, wo reine Grobschlächtigkeit effektiver gewesen wäre. Life Sentence wischt etwa mit dem Hörer weitestgehend den Boden auf, bietet aber zudem eine latent aufdringliche Mitgröhl-Hook im brutalen Geballer, deren Früchte wohl erst der nächste Pit ernten wird. Above All Else (mit Kublai Khan TX-Kumpel Matt Honeycutt) konterkariert seinen flehenden Einstieg mit Nu-Catchyness und bis in den belastenden Death reichenden Nuancen, repetiert den Refrain aber etwas zu freigiebig anbiedernd. On Broken Glass inhaliert als thrashiger Sprinter einen monumentaler Pathos-Refrain für das Stadion samt gniedelnder Abfahrt und Higher Place setzt dort als schmalzige Power-Ballade mit melancholischen Zwischentönen noch locker einen drauf: diese galligen All-In-Grenzüberschritte zünden gefühlt deutlich besser als so manche nur kurz hingeworfene Ohrwurm-Passage in hart gebrüllter Metalcore-Umgebung. Letztendlich mündet jedoch all das in der finalen Schlagkraft der Platte, und das verinnerlichte Jonglieren mit vermeintlich geschmacklosen, gar kitschigen Over-the-Top-Ideen, die sich letztlich mit gesunder Reibung in den Sound der Band einfügen und für die nötigen megalomanischen Impulse sorgen, damit sich Malicious Intent nie im Mittelfeld zu verlieren droht.
Ebenso bullig wie kurzweilig sind das in massiger Summe jedenfalls rasante 38 Minuten, die ohne Sekunde Langeweile auskommen, wiewohl keine ikonischen Momente inmitten eines der puren Lust am Genre dienenden Handelns generieren: Malevolence machen mehr richtig als das Gros der Konkurrenz (manchmal auch einfach nur um den Funken zuviel) und sind mehr denn je ein ideales Totschlagargument für das Genre.
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