Majical Cloudz – Impersonator

von am 12. Juni 2013 in Album, Heavy Rotation

Majical Cloudz – Impersonator

Was hat das Montrealer Projekt Majical Cloudz mit Perfumed Genius, INXS, Doldrums, Liars und Twin Peaks-Bösewicht Windom Earle gemeinsam?  ‚Impersonator‚ gibt als berührendes Electro-Pop-Album darauf Antworten, lässt aber andere Dinge offen im Raum stehen.

Zuallererst hat Kenneth Welsh, der Darsteller von Dale Coopers diabolischem Gegenspieler aus David Lynchs Kultserie in Bandkopf Devon seinen kunstschaffenden Sohn gefunden. Für die Musik von Majical Cloudz ist dies freilich eher Funfact als tatsächlich relevant – obwohl weitläufige Attestierungen durchaus zulässig erscheinen, dass ‚Impersonator‚ eine ähnlich in den 80er verankerte, entrückte Zeitlosigkeit inne wohnt, die unter aller Wohligkeit immer auch eine verschlingende Abgründigkeit mit sich führt. Viel wichtiger sind dennoch die musikalischen Ankerpunkte, zwischen denen Devon Welsh und sein Partner Matthew Otto ihre minimalistischen Popsongs schweben lassen.

Wie INXS-Sänger Michael Hutchence formuliert Welsh auf ‚Impersonator‚ mit dunklem, melancholischem Timbre eine stetig unheilvoll aufgeladene Romantik in karg ausstaffierten, aber wärmenden Synthiesongs, die sich vor allem nach Anerkennung sehnen, wie schon das eröffnende Stimmen-Loop-Gewirr des Titelsongs unmissverständlich klar macht:“I’m a liar, i say i make music/…/ I wanna feel like somebodys darling„.
Stimmliche Überschneidungen wie sie das wehklagend jauchzende ‚Illusions‚, das entschleunigt pulsierende ‚Turns Turns turns‚ und der traumhafte Schönklang von ‚Silver Rings‚ hervorschälen tun im treibenden Assoziationsmeer ihr Übriges.

In Variationen der stets so zurückgenommen inszenierten Traurigkeitklingen Majical Cloudz in ‚I Do Sing For You‚ hingegen am intensiven Klangkosmos der Liars orientiert – obwohl das deutlich spartanischer zu werke gehende Duo aus Kanada stärker daran interessiert ist den Silberstreifen am Horizont mit zwinkerndem Selbsthumor („The cheesiest songs all end with a smile/ this one ends with a smile, my love“ haucht Welsh zu einsamen Radiohead-tauglichen E-Pianoanschlägen) abzuzeichnen, als mit klaustrophobischen Auswüchsen dem verstörenden Wahnsinn an die Wand zu malen. Mitverantwortlich dafür auch die Entwicklung, die Majical Cloudz vom digitalen Debütalbum ‚II‚ hin zu ‚Impersonator‚ zurükgelegt haben – und Ähnlichkeiten zu Perfume Genius Zweitwerk ‚Put Your Back N 2 It‚ aufweisen. Wie Mike Hadreas haben Welsh und sein kongenialer Partner Otto es verstanden den Sound seiner Anfänge gleichzeitig aufzuräumen und trotzdem größer zu machen, nach wunderbaren Melodien zu greifen, diese aber vage genug inszeniert zu lassen, um das Schlafzimmer nicht für große Arenen verlassen zu müssen.

Wo Majcal Cloudz auf ‚II‚also auch stark von dem elektronischen Pop des befreundeten Doldrums und Grimes beeinflusst klangen, dauert es auf ‚Impersonator‚ bis ‚Mister‚ oder knappe fünf Songs, bis sich erstmals markante Beats und Rhythmen aus dem sanften Soundschleier zu erkennen geben. Es bleibt einer der wenigen offensiven Momente auf einem unheimlich stillen Album voller unaufdringlicher, bezaubernder kleiner Großtaten und reduzierter, detailierter Arrangements, ätherischen Kunststücken wie ‚This Is Magic‚ genügen einige wenige Töne am Synthesizer um zu strahlen. ‚Impersonator‚ strahlt so eine gleichsam  betörende Einsamkeit aus, wie Majical Cloudz vor allem aber als einfühlsame Schulter zum Anlehnen funktionieren.

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2 Trackbacks

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