Machine Head – Civil Unrest

by on 22. Juni 2020 in Single

Machine Head – Civil Unrest

Man kann es dem gerne als Trittbrettfahrer verschreienden Robb Flynn durchaus anrechnen, dass er mit der Single Civil Unrest derart klar Position bezieht. Das alleine macht aus den beiden aufgefahrenen Nummern allerdings noch keine guten Songs.

Viel eher ist es der Eindruck, dass Stop the Bleeding und Bulletproof trotz quieckender Phrasensau nicht mit derart katastrophal-desaströsen Lyrics wie Do or Die sowie Circle the Drain kentern, während sich die instrumentale Arbeit zwar immer noch wie ein baukastenförmiger Formelabriss zahlreicher Prä-Catharsis-Großtaten anmutet, dabei aber in beiden Fällen inspirierter und durchdachter zu Werke geht als zuletzt. Zudem  kann das Lead-Stück mit Killswitch Engage-Frontmann Jesse Leach für die Harmonie auf der Gästeliste aufwarten.

Rob Flynn dazu: „Ich schrieb den Text und nahm die Vocals auf am Mittwoch, dem 27. Mai 2020, jenem Tag, an dem die vier Beamten, die George Floyd ermordeten, (ursprünglich) nicht für ihre Taten angeklagt werden sollten. Dieser Tag war von Protesten und Unruhen in ganz Amerika geprägt. Ich fuhr nach Oakland, vorbei an großen Ausschreitungen und Demonstrationen, und von Wut zerfressen schrieb ich daraufhin alles nieder, was ich fühlte, nachdem ich mir das schreckliche Filmmaterial von dem Mord noch einmal angesehen hatte. Innerhalb weniger Stunden war ich mit dem Song fertig und alles, was mir durch den Kopf ging, war darin gebündelt. Ich habe beschlossen, es über ein Lied namens ‚Stop The Bleeding‘ zu singen, das wir bereits im Dezember 2018 aufgenommen hatten mit Jared [MacEachearn, MACHINE HEAD-Bassgitarre] und Carlos Cruz [WARBRINGER] am Schlagzeug. Ich hatte bestimmt schon sechs Monate lang mit Jesse über eine Kollaboration gesprochen, da der Track für mich immer ein bisschen KILLSWITCH-Stimmung hatte. Leider (oder zum Glück) haben wir bis dahin jedoch nie Zeit dafür gefunden, aber auf Grund des Corona-Lockdowns konnten wir es endlich durchziehen. Nach dem, was mit George Floyd passiert ist, habe ich ihm die Texte geschickt, die ich geschrieben hatte, und er antwortete, er sei ‚100% an Bord‘. Jesse ist jemand, den ich für einen Pionier der Szene halte und für einen der Musiker, der das Gesicht des Metal stark geprägt hat. Sein Beitrag machte den Song somit nur noch kraftvoller und aussagekräftiger und es ist eine Ehre, ihn hier mit an Bord zu haben.

Woher die Killswitch-Assoziation alleine aus kompositorischer Sicht kommt, ist bei diesem Gitarrensound gerade eingangs kein Geheimnis. Stop the Bleeding geht jedenfalls (unorganisch) fett, flott und hart seinen Pflichten nach, bleibt ein bisschen zu beliebig im Schatten seiner stromlinienförmig zur Hymne wollenden Möglichkeiten, knallt die Riffs aber mit solider Basis hinaus, ist melodiös und catchy, ohne es sich zu einfach zu machen. Selbst die pathetisch anschwellende Bridge macht wenig falsch – indem Flynn ihr kurzerhand nach wenigen Sekunden bereits wieder den Saft abdreht.
Noch besser ist aber Bulletproof, das endlich wieder richtig hungrig und dringlich auftritt, dicht gestaffelt unter angespannten Drum Muskeln loballernt und seine Gitarren verdammt kompakt aufstellt. Dazu kommen Alice in Chains inspirierte Harmonie-Parts und ein thrashiger Abgang, der die Spannung der Performance gut einfängt. Dass die beiden Nummern schnell durchschaut und wenig mutig strukturiert eine sehr überschaubare Halbwertszeit an den Tag legen ist schade – ändert aber nichts daran, dass Machine Head schon lange nicht mehr zwingender als auf Civil Unrest klangen.

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